Klimafolgenanpassung städtischer Infrastruktur: „Für Abwarten keine Zeit mehr!“

Klimafolgenanpassung städtischer Infrastruktur: „Für Abwarten keine Zeit mehr!“ (Prof. Dr.-Ing. habil. Bert Bosseler, IKT)

Mit dieser klaren Botschaft hat Prof. Dr.-Ing. Bert Bosseler auf der Jahrestagung 2025 der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft (JRF) auf die wachsende Bedeutung der Klimafolgenanpassung auf kommunaler Ebene hingewiesen. Mehr als 200 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Forschung waren in Düsseldorf dabei.

Weil große globale Akteure sich zunehmend aus dem Klimaschutz verabschieden, müssen wir die Infrastrukturen unserer Städte umso mehr auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten.

Städtische Infrastrukturen „klimafit“ machen

Bosseler, Leitthemen-Sprecher „Städte & Infrastruktur“ der JRF und Wissenschaftlicher Leiter des IKT, betont:

Städtische Infrastruktur an den Klimawandel anpassen (Prof. Dr.-Ing. Bert Bosseler)

„Wir müssen unsere städtischen Infrastrukturen an den Klimawandel anpassen. Tun wir das nicht, so verschlechtert sich die urbane Lebensqualität für viele Menschen.“

In dicht besiedelten Zentren kann es nämlich zu heiß und zu trocken werden. Häufigere, lokal konzentrierte Starkregen können zudem ganze Straßenzüge plötzlich überfluten und Bewohner und Gebäude gefährden.

Bosseler misst der städtischen Infrastruktur bei der Klimafolgenanpassung eine besonders große Bedeutung zu: „Die Teilnetze der Verkehrs-, Energie-, Wasser- und Abwasserinfrastruktur müssen zusammen gedacht werden.“

Es gilt sie so weiter zu entwickeln, dass Städte dauerhaft und nachhaltig resilient gegen die Klimafolgen werden. Infrastruktur muss „klimafit“ werden.

Klimafolgenanpassung städtischer Infrastruktur (Prof. Dr.-Ing. Bert Bosseler, IKT)

Technisch und planerisch vorbereiten

Dafür müssen sich die Städte jetzt technisch und planerisch vorbereiten. Sie müssen ihre Teilnetze so gestalten, dass diese besser zusammenwirken und sich im Konzert resilienter werden.

Ziel müsse es nach Bosseler sein, dass städtische Infrastrukturen ihren Stakeholdern trotz Klimawandels höhere Freiheitsgrade für ein gutes Leben und Wirtschaften ermöglichen.

Wichtig ist es dabei, bei den Bürgern Akzeptanz und Verständnis für die erforderlichen Maßnahmen zu schaffen.

 

Prof. Dr.-Ing. habil. Bert Bosseler, Leitthemen-Sprecher „Städte & Infrastruktur“ der Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft e.V. und Wissenschaftlicher Leiter des IKT

Klimafolgenanpassung zentrales Forschungsfeld

Es gibt also eine Menge zu tun, schlussfolgert Bosseler. Deswegen ist Klimafolgenanpassung ein zentrales Forschungsfeld, mit dem sich die Mitgliedsinstitute der JRF jetzt schon beschäftigen. Sie wollen dies weiter verstärken und noch intensiver interdisziplinär zusammenarbeiten.

Um dies einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, lädt die JRF im nächsten Jahr zu einem Leitthemen-Tag „Städtische Klimafolgenanpassung“ ein – interdisziplinär, praxisnah und lösungsorientiert.

Adressaten sind vor allem die Städte mit ihren Entscheidungsträgern für Infrastruktur.

 

Das Programm finden Sie in Kürze auf der JRF-Website: www.jrf.nrw

Der Termin wird bald festgelegt. Hier erfahren Sie ihn: https://jrf.nrw/newsletter

 

 




Vor Ort geklärt: Uponor-Regenwasserfilter im IKT-Test

Roland W. Waniek (l.) überreicht das „IKT-Geprüft“-Siegel vor einer der geprüften Niederschlagswasserbehandlungsanlagen an Ingo Pfirrmann (r.), Vertriebsleiter Versorgung der Firma Georg Fischer.

Fällt Regen auf die Straße wird er zu Abwasser. Daher muss er gereinigt werden, bevor er zurück in die Natur darf. Zwei Anlagen, die dies können, hat das IKT getestet – gemäß den strengen Vorgaben des DWA-A102.

Mit gleich zwei neuen Niederschlagswasserbehandlungsanlagen tritt die Uponor Infra AB am Markt an. Es handelt sich um die „filter chamber 1000-160“ und „Vault ID300“. Ihre Aufgabe ist es, Regenwasser vor Ort zu reinigen, bevor es in die Umwelt abgeschlagen wird.

Für kleine Flächen: „filter chamber 1000-160“

Die Anlage „filter chamber 1000-160“ ist in einem kompakten Format gehalten.
Regenwasser strömt durch einen Schacht mit Sedimentationsraum und weiter durch eine Substratschicht, bevor es abgeführt wird. Bei Starkregen sorgt ein Bypass dafür, dass nichts überläuft.

Niederschlagswasserbehandlungsanlage „Vault ID300“ im aufgebauten Zustand

Für Flächen bis 5.000 m²: „Vault ID300“

Bei größeren Flächen kommt die Niederschlagswasserbehandlungsanlage „Vault ID300“ zum Einsatz. Sie hat ein Grobrechen, der zunächst grobe Partikel abfängt. Diese setzen sich in einem Sedimentationsraum ab. Danach fließt das Wasser durch einen Substratfilter in die Umwelt.

IKT-Prüfung nach hohen Standards

Das IKT prüfte beide Anlagen, indem es reale Niederschlagsereignisse im seinem Labor simulierte. Dabei wird dem Wasser eine präzise definierte Schadstoffmenge zugegeben. Dies entspricht den Verunreinigungen, die Regenwasser erfährt, wenn es auf Straßen aufkommt. Aufgabe der beiden Anlagen ist es, dieses verschmutzte Wasser zuverlässig zu reinigen.

IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek (r.) beglückwünscht Ingo Pfirrmann, Vertriebsleiter Versorgung der Firma Georg Fischer (l.) zum „IKT-Geprüft“-Siegel.

Inwieweit dies gelingt, analysierten die IKT-Prüfer durch eine chemische Analyse entsprechend DWA-A 102.

Prüfergebnis: hochgradig sauber

Es zeigt sich, dass die beiden Uponor-Anlagen „filter chamber 1000-160“ und „Vault ID300“ verschmutztes Regenwasser zuverlässig reinigen. Sie erreichen einen Gesamtwirkungsgrad von 88,02% beziehungsweise 74,33%. Das heißt, dass diese Anlagen auch unter stark erhöhter Schmutzlast eine konstant hohe Rückhaltewirkung erzielen. Beide machen ihren Job sehr zuverlässig.

Verdientes IKT-Siegel

Am zweiten Tag der IRO Oldenburg 2025 überreichte Roland W. Waniek, Geschäftsführer des IKT- Institut für Unterirdische Infrastruktur, das „IKT-Geprüft“-Siegel. Diese wurden für die beiden dezentralen Niederschlagswasserbehandlungsanlagen an Ingo Pfirrmann, Vertriebsleiter Versorgung der Firma Georg Fischer übergeben.

Fazit

Die beiden Filtersysteme der Firma Uponor kümmern sich zuverlässig um Schmutzstoffe im Regenabfluss und halten auch Feinstoffe und Mineralölbelastungen effektiv zurück.

Liste der IKT-geprüften Anlagen zur dezentralen Niederschlagswasserbehandlung:
Tabelle IKT-Geprüfte dezentrale NW-Behandlungsanlagen




IKT testet POLOPLAST-Stutzen: dicht und belastbar

„POLO-ECO plus Premium“-Stutzen im IKT-Langzeittest

Wenn’s um Stutzen-Qualität geht, ist der IKT-Warentest das Maß der Dinge. Jetzt hat auch die österreichische Firma POLOPLAST ihren Stutzen „POLO-ECO plus Premium“ diesem strengen Test unterzogen. Und er landet auch gleich in der Premium-Klasse: SEHR GUT (1,0) lautet das Urteil der Gelsenkirchener Tester.

Test-Kriterien von Kommunen definiert

Die Test-Kriterien haben 14 kommunale Stadtentwässerungen gemeinsam festlegt. Damit definieren sie als Kunden, welche Produkteigenschaften ihnen wichtig sind. Dies geschah bereits vor einigen Jahren, als das IKT den Warentest „Hausanschluss-Stutzen“ zum ersten Mal durchführte. Seitdem haben sich diese Anforderungen als Benchmark etabliert. Viele Hersteller haben sich dem Test gestellt, mit zum Teil unterschiedlichen Ergebnissen.

Stutzen aus Polypropylen

Die POLOPLAST GmbH hat nun das IKT ihren neuentwickelten Stutzen „POLO-ECO plus Premium“ gemäß den Warentest-Kriterien prüfen lassen. Er wird aus Polypropylen hergestellt. Kompatibel ist er mit PP- und PVC-Rohren von DN 250 bis DN 630. Man kann daran Zuleitungen mit DN 160 und DN 200 anschließen.

Prüfung Spülfestigkeit: Auch nach HD-Reinigung dicht

IKT-Tests unter Extrembedingungen

Die IKT-Tester unterwarfen den „POLO-ECO plus Premium“ umfangreichen Belastungen wie Abwinklungen, Hochdruckreinigung, Kettenschleudereinsatz sowie Kurz- und Langzeitscherlasten. Nach jeder einzelnen prüften sie, ob der Stutzen noch dicht ist. In keinem dieser anspruchsvollen Fälle stellten sie einen Wasseraustritt fest – der Stutzen blieb immer dicht.

Baustellen-Untersuchung

Ergänzend zu ihren Laborprüfungen begleiteten die IKT-Tester einen In-Situ-Einbau des Stutzens unter Realbedingungen auf einer Kanalbaustelle in Niedersachsen. Sie untersuchten dabei, ob sich der Stutzen so einbauen lässt wie es in der Anleitung steht und welches Zusatzwerkzeug notwendig ist. Ebenso dokumentierten sie den Zeit- und Platzbedarf auf der Baustelle. Alles verlief so wie in der Produktdokumentation angegeben.

Fazit

Der Anbohrstutzen „POLO-ECO plus Premium“ der POLOPLAST GmbH hat den IKT-Warentest „Hausanschluss-Stutzen“ mit der Bestnote absolviert. Im Labor hielt er umfangreichen Belastungsprüfungen stand. Auch alle Dichtheitsprüfungen bestand er. Zudem erwies er sich auf der Baustelle als praxistauglich.

Daher erhält der „POLO-ECO plus Premium“ vom IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur das Prüfurteil SEHR GUT (1,0).

Testbericht zum Download:
POLO-ECO plus Premium Anbohrstutzen




Blick nach vorn zum 30-jährigen IKT-Jubiläum

IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek sieht trotz aller Herausforderungen positiv in die Zukunft.

Einen Blick zurück, aber vor allem auch einen Blick nach vorn richtete der IKT-Kongress „Agenda Stadtentwässerung 2035“ im Rathaus Gelsenkirchen, im Zuge dessen das IKT sein 30-jähriges Bestehen zusammen mit den zahlreichen Teilnehmern feierte.

von Boris Valdix, Chefredakteur B_I umweltbau

Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur, anfangs Institut für Kanalisationstechnik genannt, wurde 1994 gegründet unter Mitwirkung von Prof. Dr.-Ing. Dietrich Stein, Dr.-Ing. Rolf Bielecki, Jürgen Wilms und Dr.-Ing. Eckhart Treunert.

 

Fast 400 Teilnehmer auf der Feier zum 30. IKT-Jubiläum

Innerhalb einer nur zweijährigen Planungs- und Bauphase ist es gelungen, für eine Investitionssumme von 21 Millionen D-Mark die Vision eines buchstäblich einzigartigen Institutes mit dem Ziel der Durchführung praxisorientierter Forschung und Materialtests Realität werden zu lassen.

Nach einem aus wirtschaftlicher Sicht schwierigen Start erfolgte unter IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek (seit 1999) und Prof. Dr.-Ing. Bert Bosseler (seit 2000) ein Strategiewechsel dergestalt, dass nunmehr Probleme und Fragestellungen der Netzbetreiber in den Vordergrund rückten.

Mittlerweile arbeiten beim IKT knapp 50 Mitarbeiter, das Forschungsinstitut internationalisiert sich zunehmend und investiert – mit Unterstützung verschiedener Institutionen – weiter kräftig in neue Versuchsanlagen.

Dr. Claus-Michael Müller, MC-Bauchemie

Die heutige Bedeutung des IKT fasst Dr. Claus-Michael Müller von MC-Bauchemie, der das IKT von Anfang an begleitet hat, prägnant zusammen: „Das IKT ist vor allem mit seinen Warentests ein Motor der Innovation und Qualitätssicherung. Der Kreis derer, die vom IKT profitieren, ist substanziell größer geworden, wird weiter ausgebaut, und von daher ist mir überhaupt nicht Bange, dass wir nicht auch 60 Jahre IKT feiern werden.“

Ran an die Herausforderungen! Aber wie?

Doch zunächst müssen die nächsten zehn Jahre bewältigt werden. Starkregenvorsorge, Digitalisierung, Arbeitskräfte, Risikomanagement, KARL – die Zukunft wird gleichsam spannend wie herausfordernd.

Sebastian Beck, Stadtentwässerung Duisburg

„Gerade auch Stadtentwässerungen haben in den nächsten zehn Jahren eine große Verantwortung, aber wir sollten mit Optimismus nach vorne schauen, da es viele Chancen gibt und heute mehr Möglichkeiten als noch vor fünf oder sechs Jahren“, sagte IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek bei seiner Begrüßung der Kongressteilnehmer.

Möglichkeiten sind da, problematisch ist indes ganz oft die Umsetzung. „Wir sanieren heute schon viel und das Geld für Kanalsanierungen ist zweifelsohne vorhanden. Die Frage ist aber, ob wir richtig sanieren“, so Sebastian Beck von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg. Das vorhandene Geld bekomme man „nicht adäquat unter die Erde“. Planungs- und Vergabeprozesse würden viel zu lange dauern, hinzu kämen personelle Angänge.

Maren Reimann, Göttinger Entsorgungsbetriebe, und Carolin Körner, Wasser Berlin (r.)

Maren Reimann von den Entsorgungsbetrieben Göttingen bemängelte die so wichtige, aber leider zu oft nicht gut funktionierende fachübergreifende Zusammenarbeit mit den Straßenbaulastträgern, Grünflächenämtern etc. Also Prozesse verschlanken? Das Potenzial dazu sei da, meint Caroline Körner von den Berliner Wasserbetrieben, etwa durch Bürokratieabbau und Digitalisierung.

Klare Zuweisungen von Aufgaben, insbesondere im Bereich Starkregenvorsorge, seien ebenso wichtig, so eine Wortmeldung aus dem Publikum. Dem stimmt Prof. Bert Bosseler zu: Seiner Ansicht nach brauchen wir einen Schwammstadt-Verantwortlichen, aber auch Schwammstadt-Konzepte und Schwammstadt-Gebühren – ähnlich wie bei der Abwasserbeseitigung.

Prof. Dr.-Ing. habil. Bert Bosseler, Wissenschaftlicher Leiter des IKT

Die Digitalisierung wird natürlich weiterhin eine große Rolle spielen, auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel. Michael Voß von der Stadtentwässerung Frankfurt a.M. fordert mehr gemeinsame Standards; bisher gebe es viel zu wenig gemeinsame Datenstrukturen. „Und bis 2035“, so Caroline Körner, „kriegen wir hoffentlich einen guten Generationenwechsel mit dem erforderlichen Wissenstransfer hin.“ Wo es geht, sollte man sich den Luxus von Doppelbesetzungen leisten.

Prominente Glückwünsche zum IKT-Geburtstag

Dem IKT gratulierten im Rahmen kurzweiliger Reden die Bürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen Martina Rudowitz (vertrat die Oberbürgermeisterin Karin Welge), der NRW-Umweltminister Oliver Krischer und der DWA-Präsident Prof. Dr. Uli Paetzel.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer

Letzterer betonte, dass die Wasserwirtschaft Teil der Lösung unserer vielfältigen Probleme sei und fügte aufmunternd an: „Wir können als eine der sinnhaften Branchen positiv nach vorne blicken und sollten es auch tun.“ Und Oliver Krischer lobte die erfolgreiche Arbeit des Instituts: „Die Erkenntnisse des IKT nützen der Branche bei der Bewältigung der Zukunftsaufgaben. Ich bin sicher, dass weitere 30 erfolgreiche Jahre hinzukommen werden.“

Rück- und Ausblick:
30 Jahre Kanalforschung im IKT-Institut:
Was war, was ist und was noch kommt

IKT-Kongress „Agenda Stadtentwässerung 2035“ zum 30. Institutsjubiläum

Klicken Sie hier zur Fotostrecke:
30. IKT-Jubiläum

 

 

 

 

 




„Goldener Kanaldeckel 2024“ prämiert Starkregen-Beratung, Flächenentsiegelung und Rohrbrucherkennung

Die Preisträger des „Goldenen Kanaldeckel 2024“: Thomas Kaufmann, Ninette Guse und Ewa Hermann (1. Reihe) mit IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek und Laudator Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert

Zum 17. Mal hat das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur den „Goldenen Kanaldeckel“ verliehen. Dieses Jahr gehen die drei Trophäen nach Göttingen, Kalletal und Magdeburg.

Ziel dieser Auszeichnung ist es, zu danken und dabei die Bedeutung der Kanalisation als grundlegende Infrastruktur für unser Leben in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rufen. Mitarbeiter von Stadtentwässerungen werden für herausragende Leistungen prämiiert. Denn nur wenige Menschen wissen, welcher „Schatz“ unter den Straßen unserer Städte liegt.

Übergeben wurden die Preise vor großem Publikum auf dem IKT-Kongress „Agenda Stadtentwässerung 2035“ am 11. September 2024 in Gelsenkirchen. Die Laudationes auf die Preisträger hielt Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert. Er überreichte ihnen die Trophäen und die Preisgelder.

Thomas Kaufmann von den Städtischen Werke Magdeburg (SWM) auf Platz 3 des „Goldenen Kanaldeckel 2024“

Dritter Platz

Thomas Kaufmann, Städtische Werke Magdeburg (SWM)
Projekt: „Rohrbrucherkennung in Echtzeit“
Preisgeld: 500 Euro

Thomas Kaufmann ist Ingenieur in der „Grundsatzplanung Abwasserentsorgung“ bei den Städtischen Werken Magdeburg (SWM). Weil Abwasserdruckleitungen anders als Freigefälleleitungen nicht mit Kameras inspiziert werden können, hat er ein System erarbeitet, das Rohrbrüche in Echtzeit im Betrieb erkennt. Umweltschäden werden damit in Grenzen gehalten.

Zunächst hat er eine Rohrbruchsimulation durchgeführt, um die Risiken einer Havarie einzuschätzen. Die vorhandenen Daten des Magdeburger Prozessleitsystems analysierte er mithilfe statistischer Methoden.

Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert hält die Laudationes auf die Preisträger des „Goldenen Kanaldeckel 2024“

Daraus erarbeitete er ein komplexes hydrodynamisches Modell mit unterschiedlich großen Schadensszenarien, das laufend mit aktuellen Messdaten eines MID-Durchflussmessgeräts, den Fördermengen der Pumpen und den Zuflussmengen am Klärwerk gespeist wird.

Mit seinem Modell ist es Thomas Kaufmann gelungen, bereits kleine Leckagen im laufenden Betrieb zu erkennen. So hat es in der Praxis frühzeitig einen Riss in einer Druckleitung DN 600 identifiziert. Die SWM konnte daraufhin gezielt eingreifen und schlimmere Schäden verhindern.

Das System ist technisch hochinnovativ und begrenzt sowohl die wirtschaftlichen Folgekosten als auch die Auswirkungen auf die Umwelt einer Havarie. Sein Algorithmus kann auch auf die Druckleitungen anderer Stadtentwässerungen übertragen werden. Damit hat Thomas Kaufmanns Arbeit einen Vorbildcharakter über Magdeburg hinaus.

Ewa Hermann von der Gemeinde Kalletal auf Platz 2 des „Goldenen Kanaldeckel 2024“

Zweiter Platz

Ewa Hermann, Gemeinde Kalletal
Projekt: „Klimapark am Schulzentrum in Kalletal-Hohenhausen – eine nachhaltige, klimaangepasste Stadtplanung im ländlichen Raum“
Preisgeld: 1.000 Euro

Ewa Hermann ist Fachbereichsleiterin „Planen und Bauen“ in Kalletal, einer ländlich gelegen Gemeinde im Nordosten Nordrhein-Westfalens mit 14.000 Einwohnern. Wie anderswo auch in Deutschland, sind Schulhöfe in Kalletal vielfach immer noch versiegelt. Regenwasser wird meist in die Kanalisation abgeleitet.

 

Laudator Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert, Preisträgerin Ewa Hermann und Bürgermeister Mario Hecker aus der Gemeinde Kalletal sowie IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek

Genau hier setzt das Projekt von Ewa Hermann an. Sie hat den Hof des Schulzentrums ihrer Gemeinde komplett umgestaltet. Dafür entsiegelte sie eine Fläche von 2000 qm und errichtete stattdessen einen „Klimapark“. Ein naturnah bepflanzter, mäandrierender Gewässerlauf wurde angelegt, mit Kies und einem Rigolensystem.

So entstand eine Retentionsfläche, die zudem mit Holzstegen, Natursteinen und Sitzblöcken attraktiv gestaltet ist. Insektenfreundliche Pflanzenarten bieten verschiedensten Käfern, Bienen und Wespen abwechslungsreichen Lebensraum. Für Menschen verbessert der neue Klimapark das lokale Mikroklima durch Abkühlung bei Sommerhitze und durch weniger Überschwemmungen bei Starkregen.

 

Ninette Guse von den Göttinger Entsorgungsbetrieben erhält die Trophäe von Prof. Günthert für Platz 1 des „Goldenen Kanaldeckel 2024“

Erster Platz

Ninette Guse, Göttinger Entsorgungsbetriebe (GEB)
Projekt: „Starkregenvorsorge in Göttingen“
Preisgeld: 2.000 Euro

Ninette Guse ist die Sachgebietsleiterin Grundstücksentwässerung der GEB. Sie und ihr Team haben ein umfassendes Informations-, Beratungs- und Förderangebot für Grundstückseigentümer entwickelt und umgesetzt.

Im ersten Schritt haben die Göttinger eine öffentlich zugängliche Starkregengefahrenkarte erstellt, die Überflutungsgebiete visualisiert. Für ihre eigenen Grundstücke können sich Bürger bei der GEB eine individuelle Grundstücksauskunft einholen. Diese beinhaltet ein hochauflösendes Luftbild mit Fließwegen und zu erwartenden Wasserständen. Auf Wunsch können sich Eigentümer vor Ort kostenlos beraten lassen, was sie zum eigenen Schutz tun sollten. Feedbackbögen zeigen, dass dies besonders guten Anklang findet.

Ninette Guse (3. vr) mit Chefin Maren Reimann (2. vr) und Kolleginnen von den Göttinger Entsorgungsbetrieben

Und auch wenn’s um’s Geld geht hilft die GEB zusammen mit der Stadt Göttingen: Im Klimafonds Göttingen gibt es nämlich ein Fördermodul „Wasser & Begrünung“. Damit werden Entsiegelungen, Aufkantungen, Bodenschwellen, druckdichte Türen, Zisternen und mehr gefördert. Bis zu 60% der Kosten übernimmt die Stadt. Im Haushalt 2024 ist ein Budget von 80.000 Euro dafür vorgesehen.

Um jedoch dieses Projekt überhaupt möglich zu machen, mussten die Göttinger zunächst die niedersächsische Politik überzeugen, das Landeswassergesetz um einen wichtigen Punkt zu ergänzen. Ein neuer Paragraph 96a wurde eingefügt, der nun die Finanzierung der kostenlosen Starkregen-Beratung über die kommunalen Schmutzwassergebühren erlaubt. Davor war dies nicht möglich.

IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek leitet die Jury des „Goldenen Kanaldeckel 2024“

Jury „Goldener Kanaldeckel“

Die Jury besteht aus vier Juroren:

  • Hans-Joachim Bihs von den Wirtschaftsbetrieben der Stadt Hagen
  • Artur zu Eulenburg von der Fachzeitschrift B_I UmweltBau
  • Dr. Marco Künster vom Güteschutz Kanalbau e.V.
  • Roland W. Waniek (Vorsitz) vom IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur

Wir gratulieren allen drei Preisträgern des „Goldenen Kanaldeckel 2024“ sehr herzlich!

Preis Goldener Kanaldeckel

Begehrte Trophäe: Goldener Kanaldeckel des IKT




KomNetABWASSER vor Ort in Lünen: Digitalisierung, Rattenköder, Starkregen und mehr

Erfahrungsaustausch vor Ort: KomNetABWASSER-Teilnehmer im Gespräch

Spannende Einblicke in Lünen: Dieses Mal traf sich das Kommunale Netzwerk der Abwasserbetriebe (KomNetABWASSER) bei der SAL in Lünen. Gekommen sind rund 15 Kommunen aus dem Umkreis bis 100 km. Alle anderen der bundesweit gut 200 Netzwerk-Teilnehmer konnten sich über ZOOM dazuschalten.

Der Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen AöR (SAL) machte seine Türen auf für die Kollegen aus dem KomNetABWASSER. Offen berichteten SAL-Vorstand Daniela Fiege und ihre Kollegen Michael Hartmann und Matthias Krölls über das, was sie tun und vor allem wie sie es tun. Erfahrungsaustausch vor Ort – von Kommunen für Kommunen.

Herzlich begrüßt wurden die Teilnehmer von Marco Schlüter, dem Leiter des KomNetABWASSER. Und dann ging auch sofort los, Schlag auf Schlag mit:

    KomNetABWASSER-Teilnehmer aus dem Umkreis von Lünen treffen sich zum Erfharungsaustausch

  • Digitalisierung
  • Gewässerunterhaltungsgebühr
  • Flächenüberprüfung
  • Sichtkontrolle und Kanalreinigung
  • Rattenköder
  • Straßenablaufreinigung
  • Starkregen und Grundstücksentwässerung

Viele Fragen der Teilnehmer warfen die Lünener damit auf. Vor allem an den Details der technischen Umsetzung, der eingesetzten Software, der beauftragten Dienstleister und der Kommunikation mit den Bürgern war das Interesse sehr groß.

Michael Hartmann erläutert die Kanalreinigungsstrategie des SAL Lünen

Nach den Vorträgen ging es raus auf den Betriebshof der SAL. Dort konnte man sich die technische Ausrüstung anschauen und mit den Betriebsmitarbeitern direkt sprechen. Mancher Tipp und Trick wurde dabei verraten…

Danach gab es Pizza für alle und ausreichend Zeit, sich persönlich mit den Kollegen aus anderen Städten auszutauschen.

KomNetABWASSER-Teilnehmer, denen der Weg nach Lünen zu weit war, konnten alles live über ZOOM mitverfolgen und mitdiskutieren. Denn KomNetABWASSER-Veranstaltungen sind immer frei und offen für alle Netzwerk-Teilnehmer.

Den nächsten Termin „KomNetABWASSER vor Ort“ bereiten wir bereits vor – bleiben Sie gespannt! Und wenn auch Sie Lust haben, Ihren Betrieb und Ihre Arbeit mal Ihren Kollegen aus anderen Kommunen vorzustellen, dann melden Sie sich bei uns: mitmachen@komnetabwasser.de

KomNetAWASSER vor Ort in Lünen

Über das KomNetABWASSER

Unser Kommunales Netzwerk der Abwasserbetriebe – KomNetABWASSER ist das bundesweite Netzwerk der Stadtentwässerungen:

  • von Kommunen für Kommunen
  • Rückhalt durchs ganze Netzwerk
  • bei Technik und Betrieb
  • neutral und unabhängig
  • Bildungsflat inklusive

Fast 200 Kommunen aus ganz Deutschland sind schon in dieser starken Gemeinschaft dabei und geben sich gegenseitig Rückhalt und Sicherheit.

Sehen Sie hier, was das KomNetABWASSER für Sie tun kann! Eine starke Gemeinschaft von Abwasserbetrieben.

Kostenfrei für KomNetABWASSER
Im Kommunalen Netzwerk der Abwasserbetriebe – KomNetABWASSER gibt es eine Bildungs-Flat. Alle IKT-Veranstaltungen sind für Teilnehmer kostenfrei.

Sehen Sie hier, was Sie erwartet: IKT-Seminare und Lehrgänge

Mehr Infos auf unserer Webseite: KomNetABWASSER

Möchten auch Sie mit Ihrer Kommune mitmachen?
Sehr gerne senden wir Ihnen die notwendigen Unterlagen zu!

Holen Sie sich hier unser Infomaterial ab: Wie kann ich mitmachen?

Direkten Kontakt zum Leiter des KomNetABWASSER:

Dipl.-Ing. Marco Schlüter
Telefon: 0209 17806-0
E-Mail: mitmachen@komnetabwasser.de

 

Fotos vom „KomNetABWASSER vor Ort“ in Lünen

Auf Bilder klicken für Detailansicht

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