Der Förderbescheid ist da! IKT-Warentest „Sanierungsverfahren für Abwasserdruckleitungen“ kann starten
Die Herausforderung
„Bei Abwasserdruckleitungen gehen wir von einem hohen Sanierungsbedarf aus“, umreißt Projektleiter Dipl.-Ing. Markus Gillar die Problematik. „In der Vergangenheit wurden häufig anfällige Rohrmaterialien verwendet. Und viele Leitungen haben inzwischen ein hohes Alter erreicht.“
Doch Abwasserdruckleitungen machen es Netzbetreibern und Sanierern nicht gerade leicht: Oft fehlen Zugangsmöglichkeiten, Bögen bis zu 90 Grad und kleine Nennweiten erschweren die Sanierung, häufig sind Leitungsverläufe nicht exakt bekannt und einiges mehr. Trotz dieser Schwierigkeiten rücken grabenlose Sanierungstechniken mit ihren ökonomischen und ökologischen Vorteilen gegenüber der offenen Bauweise bei Netzbetreibern immer stärker in den Fokus, da sie in der Regel nur geringe Beeinträchtigungen an der Oberfläche verursachen.
Der Untersuchungsbedarf
Am Markt werden inzwischen einige grabenlose Sanierungsverfahren für Abwasserdruckleitungen angeboten. „Hier besteht aber noch ein erheblicher Untersuchungsbedarf, da solche Techniken gewisse Grenzen aufweisen, speziell wenn es um die Themen Bogengängigkeit und kleine Durchmesser geht“, schildert Gillar . Zum einen fehlen neutrale und unabhängige Informationen über die generelle Einbaubarkeit, den Einsatzbereich und die Anwendungsgrenzen der einzelnen Verfahren und Produkte. Zum anderen gibt es derzeit kaum Erfahrungen mit Sanierungsmaßnahmen bei Abwasserdruckleitungen.Beim IKT-Warentest stehen deshalb insbesondere auch sanierungsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen im Mittelpunkt, wie die auf den konkreten Anwendungsfall abgestimmte Auswahl von Sanierungstechniken, die Durchführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen und die Vorflutsicherung während der Bauausführung.
Das Ziel
Ziel des Vorhabens ist es, die kommunalen Netzbetreiber bei der Wahl eines geeigneten grabenlosen Sanierungsverfahrens für Abwasserdruckleitungen zu unterstützen und Sicherheit bei der Ausschreibung, Bauausführung und Qualitätsüberwachung zu geben.Im Rahmen des IKT-Warentests werden in Zusammenarbeit mit einem projektbegleitenden Lenkungskreis aus kommunalen Netzbetreibern Prüfanforderungen und Prüfkriterien definiert und ein Prüfkonzept für vergleichende Untersuchungen entwickelt. Das Prüfkonzept wird in Labor-Untersuchungen umgesetzt. Im Großversuchsstand des IKT werden an einer Teststrecke aus Druckrohrleitungen verschiedene Schadensbildern eingebaut. Anschließend werden hier grabenlose Sanierungsverfahren von unterschiedlichen Anbietern unter gleichen Randbedingungen getestet.
Im Vordergrund der Untersuchungen stehen Druckleitungsliner für Nennweiten von DN 100 bis DN 400, da diese in der Praxis am häufigsten Anwendung finden. Mit Hilfe von In-situ-Untersuchungen an Abwasserdruckleitungen bei den Netzbetreibern vor Ort werden einerseits das Prüfkonzept untermauert und andererseits die Beobachtungen im Labor auf Plausibilität geprüft.
Der Nutzen
Dieser IKT-Warentest bietet den teilnehmenden Netzbetreibern vielfältigen Nutzen:
- Marktübersicht über Produkte und Anbieter sowie Überblick über den derzeitigen Stand der Normen und Regelwerke
- Informationen über die Einsatzmöglichkeiten und -grenzen von Sanierungsverfahren für Abwasserdruckleitungen und Aussagen zur technischen Leistungsfähigkeit als Grundlage für Investitionsentscheidungen
- Mitwirkung bei der Entwicklung eines Prüfkonzepts und Aufstellen eines Leistungsspektrums für Druckleitungsliner
- Vergleichende Untersuchungen an acht sanierten Abwasserdruckleitungen im Maßstab 1:1 im Labor (IKT-Großversuchsstand)
- In-situ-Untersuchungen an zehn Abwasserdruckleitungen (Inspektion und Sanierung) mit wissenschaftlicher Begleitung
- Erkenntnisse aus Inspektionen von zehn privaten Abwasserdruckleitungen (< DN 100) und Festlegung möglicher Sanierungsoptionen
- Hinweise zur Qualitätssicherung bei Sanierungsmaßnahmen von Abwasserdruckleitungen und Empfehlungen für Ausschreibung, Vergabe, Bauüberwachung und -abnahme
- Handlungsempfehlungen für Netzbetreiber zur Reinigung, Inspektion und Sanierung von Abwasserdruckleitungen
- Wissens- und Erfahrungsaustausch mit anderen Netzbetreibern im Rahmen von Lenkungskreissitzungen
Netzbetreiber gesucht!
Für dieses Vorhaben wurde beim Land Nordrhein-Westfalen von der Stadt Bottrop in Zusammenarbeit mit dem IKT ein Förderantrag eingereicht, der jetzt bewilligt wurde. Mit Blick auf den zu erbringenden Eigenanteil werden daher weitere Netzbetreiber gesucht, die sich im Rahmen des Vorhabens sowohl inhaltlich als auch finanziell einbringen wollen. Durch den Verbund beteiligter Netzbetreiber wird die Wirkung der einzelnen Teilnahmebeiträge um ein Vielfaches erhöht (sogenannter „Fördermittel-Hebel“). Die Kosten für die Teilnahme sind ansatzfähig für die Abwassergebühren.Projektkenndaten
Projekttitel: IKT-Warentest „Sanierungsverfahren für Abwasserdruckleitungen“
Projektlaufzeit: 24 Monate
Antragsteller: Stadt Bottrop
Forschungsdienstleister: IKT ‑ Institut für Unterirdische Infrastruktur gGmbH
Projektbeteiligte: eine Gruppe von 15 Netzbetreibern
Teilnahmebeitrag je Netzbetreiber: 20.000 Euro (brutto)
Ansprechpartner
- Dipl.-Ing. Markus Gillar, IKT
Projektleiter
Telefon: 0209 17806-46
E-Mail: gillar@ikt.de - Dipl.-Ing. (FH) Serdar Ulutaş, MBA, IKT
Leiter IKT-Warentest
Telefon: 0209 17806-32
E-Mail: ulutas@ikt.de - Dipl.-Ing. Ugur Üstündag, Stadt Bottrop
Telefon: 02041 703482
E-Mail: ugur.uestuendag@bottrop.de
IKT-Warentests: Produkte und Verfahren im Vergleich
Ziel der IKT-Warentests ist es, den Netzbetreibern zuverlässige und unabhängige Informationen über Eigenschaften von marktgängigen Produkten und Verfahren zu liefern. Angaben in Verfahrensbeschreibungen und Werbeinformationen der Anbieter werden durch den IKT-Warentest einer unabhängigen und neutralen Prüfung unterzogen.
Der Fokus liegt auf der Eignung von Produkten unter langfristigen Betriebsbedingungen. So werden vor allem während des Betriebs auftretende Beanspruchungen untersucht, denen die Produkte in der Praxis jahrzehntelang ausgesetzt sind.
Die Gewährleistungsfrist für Produkte der Kanalisationstechnik beträgt heute maximal fünf Jahre. Dies ist verglichen mit den angestrebten Nutzungsdauern eine sehr kurze Zeitspanne. Von besonderem Nachteil für Auftraggeber sind Schäden, die erst nach Ablauf der Gewährleistungsfrist auftreten. Ein Rückgriff auf den Anbieter ist nur in den seltensten Fällen möglich. Daraus resultiert ein erhebliches finanzielles Risiko für die Netzbetreiber, das durch die vergleichenden IKT-Warentests reduziert werden kann.
Ein IKT-Warentest wird immer durch eine Gruppe von Netzbetreibern begleitet, dem sogenannten Lenkungskreis. Dieser Lenkungskreis entscheidet in regelmäßigen Sitzungen über
- die Auswahl von Produkten beziehungsweise Verfahren für die erste Testreihe
- die Bau- beziehungsweise Instandhaltungsaufgabe für den Einsatz der Produkte oder Verfahren im Test
- die maßgeblichen Leistungsziele und Qualitätsanforderungen
- den Umfang und die Ausrichtung des Prüfprogramms
- den Informationsaustausch mit den Produkt- beziehungsweise Verfahrensanbietern
- die Bewertung und die Veröffentlichung der Ergebnisse
Die eigentliche Prüfung und die Dokumentation der Ergebnisse erfolgen durch das IKT als unabhängiges Institut. Das IKT ist im Rahmen der Prüfung insbesondere verantwortlich für die ingenieurtechnische Entwicklung und Umsetzung der Prüfaufbauten und des Prüfprogramms. Diesbezügliche Entscheidungen werden in unmittelbarer Abstimmung mit dem Lenkungskreis getroffen.
mehr über IKT-Warentests
zu den Downloads der IKT-Warentest-Berichte
Keine Kommentare