IKT-LinerReport 2020: Schlauchliner-Qualität auf Sechs-Jahres-Tief
Zum 17. Mal legt das IKT seinen jährlichen LinerReport vor. Darin fließen die Prüfergebnisse von insgesamt 2.613 Schlauchliner-Proben ein, die im Jahr 2020 in der IKT-Prüfstelle geprüft wurden. Das sind elf Prozent mehr als im Vorjahr – ein Hinweis darauf, dass es der Sanierungsbranche im letzten Jahr trotz Corona-Pandemie gut ging.
LinerReport 2020
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Prüfergebnisse schwächer als 2019
Zwar liegen die Schlauchliner-Prüfergebnisse des Jahres 2020 auf einem insgesamt guten Niveau, jedoch ist nicht zu übersehen, dass sie verglichen zum Vorjahr zum Teil deutlich schlechter ausfallen. Die Entwicklung zeigt bei allen vier Prüfkriterien nach unten, sowohl bei Glasfaser-Linern als auch bei Nadelfilz-Linern.
So haben sich die Prüfergebnisse im Durchschnitt aller Proben bei der Wasser-Dichtheit um -1,6 Prozentpunkte (%P) verschlechtert, beim E-Modul um -1,5%P, bei der Biegefestigkeit um -1,1%P und bei der Wanddicke sogar um -2,9%P.
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Alle vier Prüfkriterien sind zu erfüllen
Es ist wenig sinnvoll, für eine Schlauchliner-Probe die Prüfkriterien einzeln zu betrachten. Vielmehr kommt es für einen Bauherren darauf an, dass alle vier Prüfkriterien entsprechend der Zulassung erfüllt sind. Nur dann hat er nämlich eine hohe Gewissheit, dass der Liner, der ihm geliefert und eingebaut wurde, die von der Sanierungsfirma versprochenen Materialkennwerte auch wirklich erzielt. Es gilt also, alle vier Prüfkriterien gleichzeitig zu erfüllen.
Datenbasis IKT-LinerReport 2020
- Anzahl Schlauchliner-Proben: 2.613
- davon: 2.195 GFK-Liner und 418 Nadelfilz-Liner
- Anzahl Schlauchliner-Systeme: 10
- Anzahl Sanierungsfirmen: 27
- Mindestmenge: je Sanierungsfirma 25 Linerproben eines Typs von fünf verschiedenen Baustellen
- Probeneinsender: 74% Bauherren und 26% Sanierungsfirmen
- Herkunftsländer: Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Schweiz, Tschechische Republik
Jeder achte Liner unter Soll
Im Jahr 2020 bestehen nur 87,5% der Schlauchliner-Proben alle vier Prüfkriterien zugleich – und 12,5% tun dies nicht. Mit anderen Worten: Jeder achte eingebaute Schlauchliner liegt mindestens bei einem der vier geforderten Materialkennwerte unterhalb des Solls. Dies ist der schlechteste Stand der letzten sechs Jahre. Im Vorjahr lag der Vergleichswert noch bei 93% und in 2016 sogar bei 95% (vgl. Diagramm 1).Von den Proben, für die alle vier Soll-Werte vorliegen, bestehen (vgl. Diagramm 2):
- 87,5% alle vier Prüfkriterien,
- 11,3% nur drei Prüfkriterien,
- 1,2% nur zwei Prüfkriterium und
- <0,1% nur ein Prüfkriterium.
Auf Sanierer und Liner kommt es an
Sechs der 27 Sanierungsfirmen im LinerReport sind mit zwei oder drei verschiedenen Liner-Systemen vertreten, die anderen 21 jeweils nur mit einem. Die sechs Mehrfachanwender erzielen mit unterschiedlichen Linern unterschiedliche Prüfergebnisse. So gelingt es zum Beispiel der Swietelsky-Faber Kanalsanierung GmbH, mit dem Brandenburger Liner 2.5 und dem SAERTEX-Liner ähnlich gute Prüfergebnisse zu erreichen. Diese aber sind deutlich besser als die des ebenfalls eingesetzten iMPREG-Liners. Zum Teil liegen die iMPREG-Ergebnisse um 12 Prozentpunkte schlechter als die der beiden anderen Liner. Dies zeigt, dass es für den Sanierungserfolg nicht nur auf die Sanierungsfirma allein ankommt, sondern auch auf den verbauten Liner.
Wasser-Dichtheit mit und ohne Folie
Beim Kriterium Wasser-Dichtheit schwanken die Resultate zwischen 63,6% und 100% bestandener Proben. Der untere Wert erklärt sich dadurch, dass einige Bauherren die Prüfung von Proben der Aarsleff Rohrsanierung GmbH (mit PAA SF Liner) streng nach der APS-Richtlinie wünschen. Dazu gehört auch das Einschneiden der Innenfolie. Dies ist allerdings nach DIBt-Zulassung für diesen Liner-Typen nicht zwingend erforderlich. Ohne Einschneiden der Folie bestehen die Aarsleff-Proben die Prüfung in 100% der Fälle.Ähnlich verhält es sich auch bei der Firma GMB Rioleringstechnieken B.V. mit deren Insituform-Schlauchliner: Ohne Einschneiden der Folie bestehen die Proben zu 100%, mit Einschneiden nur in 75% der Fälle.
Lässt man diese beiden Fälle außer Acht, so fällt die Schwankungsbreite der Prüfergebnisse bei der Wasser-Dichtheit viel geringer aus: Sie liegt dann zwischen 82 und 100 Prozent. Vierzehn Sanierungsfirmen-Liner-Kombinationen gelingt es, mit 100% ihrer Proben zu bestehen.
Ausreißer bei Biegefestigkeit und Wanddicke
Das Kriterium E-Modul haben 96,4% aller Proben bestanden. Die Bandbreite der Ergebnisse liegt zwischen 71,9% und 100% bestandener Prüfungen. Es gelingt 13 Firmen-Liner-Kombinationen mit allen ihren Proben zu bestehen. Das Prüfkriterium Biegefestigkeit bestehen 97,1% aller Proben – das ist der Bestwert unter den vier Prüfkriterien. Achtzehn Firmen-Liner-Kombinationen erreichen dies sogar zu 100%. Die geringste „bestanden“-Quote hat hier die Firma Arkil Inpipe GmbH (mit iMPREG-Liner) mit nur 73,3%.Einen großen Ausreißer gibt es bei der Wanddicke: Die McAllister Group (mit iMPREG-Liner) besteht hier mit nur 56,7% ihrer Proben. Insgesamt sind die Ergebnisse der Wanddicke die schwächsten aller vier Prüfkriterien. Der Durchschnitt über alle Proben liegt hier bei 94,6% „bestanden“. Dreizehn Firmen-Liner-Kombinationen schaffen diese Prüfung mit allen ihren Proben.
Spitzengruppe: Der „100%-Club“
Ein qualitativ hochwertiger Liner muss alle vier Prüfkriterien gleichzeitig erfüllen. Meist ergeben sich die Sollwerte aus den Zulassungen und aus den baustellenspezifischen Statiken, in wenigen Fällen aus Kundenvorgaben. In 2020 gelingt es einer Gruppe von Sanierungsfirmen sogar, alle vier Prüfkriterien mit allen ihren Baustellenproben zu 100% zugleich zu bestehen. Diesmal sind es fünf von 27 Sanierungsfirmen (Vorjahr: drei von 23). Sie erfüllen damit die gestellten Qualitätsanforderungen vollständig auf jeder ihrer Baustellen. Zu diesem 100%-Club des Jahres 2020 gehören:- Bluelight GmbH mit dem PAAF-Liner
- Hamers Leidingtechniek B.V. (NL) mit Alphaliner
- Jeschke Umwelttechnik GmbH mit Alphaliner
- Kanaltechnik Agricola GmbH mit Brandenburger Liner 2.5
- Umwelttechnik und Wasserbau GmbH mit Brandenburger Liner 2.5
Für jedes Jahr im 100%-Club erhalten diese Firmen je einen Stern in unserer „Sternentabelle“, der ihre Leistungen hervorhebt.
„Immer besser“ nicht selbstverständlich
Die Prüfergebnisse des Jahres 2020 sind insgesamt die schwächsten seit sechs Jahren. Jeder achte Schlauchliner erfüllt mindestens ein Prüfkriterium nicht. Die Anforderung ist jedoch klar und eindeutig: Alle vier Prüfkriterien müssen gleichzeitig erreicht werden. In 2020 schaffen dies nur 87,5% der Liner. Aber auch bei Einzelbetrachtung der vier Prüfkriterien zeigt sich, dass die 2020er Ergebnisse die schlechtesten seit sechs Jahren sind. Nur in 2018 waren die Ergebnisse für die Wanddicke um 0,5 %P schlechter als in 2020. Sonst liegen alle Ergebnisse der Jahre 2015 bis 2019 über denen von 2020.
Über die Gründe für diese Entwicklung lässt sich als Prüfinstitut nur spekulieren, nicht aber evidenzbasiert und seriös berichten. Insofern hält sich das IKT mit einer Interpretation zurück. Eines wird aber klar: Trotz der inzwischen sehr hohen technologischen Entwicklung des Schlauchlining-Verfahrens, trotz seiner Stellung als das führende Renovierungsverfahren und trotz intensiver Mitarbeiterschulungen ist ein immer höheres Qualitätsniveau kein Naturgesetz. Es zeigt sich vielmehr, dass es auch nach unten gehen kann mit den abgelieferten Leistungen auf Baustellen. Daher sind auch weiterhin strenge Qualitätskontrollen sowohl auf den Baustellen als auch im Prüflabor notwendig.
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Ansprechpartnerin
Barbara Grunewald, M.Sc.
Tel.: 0209 17806-40
E-Mail: grunewald@ikt.de
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