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Nach Starkregen-Katastrophe: IKT koordiniert „Kanal-Nothilfe“

Beitrag vom 30. Juli 2021
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Kanalreinigungsfahrzeug neben kleinem Fluss

Kommunen helfen Kommunen: Spülfahrzeug aus Rheda-Wiedenbrück im Einsatz in Swisttal

Nach der Starkregen-Katastrophe muss die Kanalisation umgehend wieder in Funktion gesetzt werden. Sonst können nachfolgende Regen nicht abfließen, erneute Überflutungen und noch mehr Schäden drohen.

Kanalnetze im Katastrophengebiet müssen schnellstens gesichtet und von Verschlammungen befreit werden. Alleine sind die betroffenen Abwasserbetriebe oft nicht mehr in der Lage dazu. In dieser Situation koordiniert das Kommunale Netzwerk der Abwasserbetriebe (KomNetAbwasser) des IKT eine Kanal-Nothilfe. Diese Hilfe von auswärts ist kurz nach der Katastrophe angelaufen und hat schon viel bewirkt.

Kommunen leisten Amtshilfe – länderübergreifend

Kanalreinigung nach Überflutung

Reinigung verschlammter Abwasserkanäle in Swisttal-Oberndorf

Die „Kanal-Hilfe“ des KomNetAbwasser für die betroffenen Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen startete unmittelbar in den ersten Tagen nach der Katastrophe. Größtes Problem war zunächst, die richtigen Ansprechpartner für die Kanalinfrastruktur überhaupt zu erreichen. Stromversorgung und Mobilnetze waren ausgefallen. Aber als die Fachleute erreicht wurden, lief die Hilfsaktion sofort an.

Kanalreinigungsfahrzeuge, Sinkkastenreiniger und mobile Pumpen rückten in 16 hilfeleistenden Kommunen unverzüglich Richtung Katastrophengebiet aus. Sie wurden vor Ort von den Verantwortlichen empfangen und ortskundig eingewiesen.

Matching von Kanalbetrieben auf Fachebene

Personen in Arbeitskleidung an geöffnetem Abwasserschacht

Zusammenarbeit: Nicole Danziger (l.) vom Bauamt Swisttal und Dirk Mumm (m.) vom Abwasserbetrieb Rheda-Wiedenbrück prüfen jeden einzelnen Schacht.

Die Hilfe ist dann schnell und zielgenau wirksam, wenn die Kanalbetriebe auf der Fachebene verknüpft werden. Dies ist die zentrale Erfahrung der ersten Woche nach der Flutkatastrophe, in der schon viel erreicht wurde: Arnsberg hilft in Altena und Sundern, Dorsten in Blankenheim, Dortmund in Bad Münstereifel, Duisburg in Weilerswist, Gelsenkirchen in Altena, Haltern und Herne in Zülpich, Moers in Mechernich, Weilerswist und Niederzissen, Mülheim in Eschweiler und Swisttal, Münster in Swisttal, Oer-Erkenschwick in Altena, Rheda-Wiedenbrück in Swisttal, Siegen in Schleiden, Stuttgart in Gerolstein. Andere wie Hannover und Wolfsburg sind in den Startlöchern. „Und für die Gemeinde Schuld konnten wir Unterstützung durch private Rohrreiniger-Initiativen aus Holstein vermitteln“, ergänzt Marco Schlüter, Leiter des KomNetAbwasser.

Beispiel Swisttal

Was sie im Fernsehen sahen, ließ ihnen keine Ruhe: Ludger Wördemann und Dirk Mumm vom Abwasserbetrieb Rheda-Wiedenbrück sahen Not, Leid und Zerstörung. Sie wollten helfen – mit ihrem Kanalreinigungsfahrzeug vor Ort. Über das KomNetAbwasser wurden sie nach Swisttal vermittelt.

Aber was sie dann dort vorfanden, war schlimmer als befürchtet. Schlamm verstopfte Einläufe, Rohre und Drosseln. Unrat war in die Leitungen geraten, ebenso Öle und Diesel aus zerstörten häuslichen und gewerblichen Tanks.

Arbeitshilfe: Starkregen-Check Kanalbetrieb

Der Starkregen-Check Kanalbetrieb, den das Kommunale Netzwerk Abwasser gemeinsam mit dem IKT und 13 Netzbetreibern erarbeitet hat, dient Kanalbetrieben zur bestmöglichen operativen Vorbereitung auf Starkregen und hilft bei der Bewältigung einer möglichen Krisensituation. Es geht dabei konkret um einfache betriebliche und organisatorische Maßnahmen des Kanalbetriebs, die unmittelbar vor einem prognostizierten Ereignis schnell und zeitnah umgesetzt werden können.
mehr über den Starkregen-Check Kanalbetrieb

Mit 100 Bar von Schacht zu Schacht

Mann entleert Schmutzfangkorb eines Straßeneinlaufs

Hilfe vor Ort: Dirk Mumm vom Abwasserbetrieb Rheda-Wiedenbrück reinigt Auffangbehälter in Swisttal.

Das Team aus Rheda-Wiedenbrück ging von Schacht zu Schacht vor und spülte mit hundert Bar Druck nach und nach alles wieder frei. Bis auf eine kurze Pause haben sie den ganzen Tag durchgearbeitet. „Wir haben bis halb acht malocht, ich war körperlich völlig fertig, aber ich war um zwölf immer noch wach. Weil man kriegt hier Sachen von den Leuten erzählt, die will man eigentlich gar nicht hören – das macht einen mürbe“, beschreibt Mumm seinen ersten Einsatztag. Trotzdem will er bleiben bis die Kanalisation wieder vollständig frei ist.

Dankbar für jede Hilfe

Nicole Danzinger vom Bauamt Swisttal dankt ihm und seinem Team: „Wir sind auf diese schnelle und unkomplizierte Unterstützung schlicht angewiesen. Regen ist wieder angesagt und das Wasser muss dann ablaufen. Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe von weit her!“

Zwei Personen schauen auf einen Lageplan

Ortkundige Einweisung für die Hilfskräfte von außerhalb

Nicht-Betroffene helfen Betroffenen

Das Prinzip der spontanen KomNetAbwasser-Aktion ist einfach: Menschen und Maschinen aus nicht betroffenen Kommunen helfen in den betroffenen Gebieten, schnell und unbürokratisch. IKT-Geschäftsführer Roland W. Waniek: „Wir als IKT machen das Matching zwischen Hilfswilligen und Hilfsbedürftigen ganz zielgenau. Aus unserem KomNetAbwasser kennen wir alle. Dadurch können wir dafür sorgen, dass die richtigen Menschen mit der richtigen Ausrüstung an die richtige Stelle kommen um zu helfen.“

 

Mann schaufelt Schlamm aus dem Schmutzfang eines Abwasserschachts

Swisttal: Schächte und Kanäle sind verschlammt

Koordinierungsstelle „Kanal-Nothilfe“ hat hohes Potenzial

Die frisch gemachten Erfahrungen zeigen, dass es ratsam gewesen wäre, für eine Koordinierung von Hilfe in diesem großen aber notwendigen Umfang einige Vorarbeiten zu leisten. Es ist denkbar, dass Kommunen die Kontaktdaten ihrer Kanal-Spezialisten in einer Datenbank hinterlegen und ihren Bestand an Fahrzeugen, Geräten und Personal auflisten. Im Notfall kann dann sehr viel schneller und zielgenau geholfen werden.

 

Portrait von Mann mit weißen Haaren und BartHervorragende Aktionen mit engagierten und fleißigen Menschen. Wir haben in Zülpich und Weilerswist die Folgen des Unwetters in den Griff bekommen. Herzlichen Dank an die Kommunen, das IKT, Herrn Schlüter und das LANUV, Frau Brehm! Haltern am See, Herne, Duisburg und Moers haben ganze Arbeit geleistet! Die Bürger haben damit wieder Sicherheit bei der Entwässerung erhalten – eine elementar wichtige Maßnahme! Jeder Tropfen fällt nicht nur auf den Boden, sondern auch aufs Gemüt. Angst vor den Naturgewalten ist schwer zu bewältigen – dank der Hilfe wurde hier Bedeutendes geleistet! Danke vom Erftverband!
Horst Baxpehler, Fachbereichsleiter beim Erftverband
Mann mit Brille und Headset schaut lächelnd in die Kamera

Neue Hotline: KomNet-Leiter Marco Schlüter unterstützt nach Kräften.

Hilfe-Aktion geht weiter

Die Aktion des IKT „Kommunen helfen Kommunen“ geht indes weiter. Wer also noch Hilfe braucht oder seine Hilfe anbieten will, wendet sich bitte an:

Marco Schlüter
Tel.: 0209 17806-31
Email: schlueter@ikt.de

 

und

Mann mit Headset hält Vortrag

Auch Mirko Salomon vermittelt Hilfe für Kommunen im Katastrophen-Gebiet.

Mirko Salomon
Tel.: 0209 17806-25
Email: salomon@ikt.de

 

Weitere Infos über das Kommunale Netzwerk der Abwasserbetriebe KomNetAbwasser:
www.komnetabwasser.de

 

 

Weiterbildung Starkregenvorsorge

Starkregenberater/-innen können direkt in betroffenen Gebieten beratend agieren und Vorsorgemaßnahmen begleiten. Sie sind Ansprechpartner bei Sorgen und Nöten von Bürgerinnen und Bürgern. Das Seminar klärt die technischen Grundlagen und Lösungen für eine effiziente kommunale Starkregenvorsorge anhand verschiedener Instrumente, beispielsweise der Starkregen-Gefahrenkarte.

IKT-Online-Lehrgang „Starkregen-Berater/-in“
für Fachleute aus Kommunen und Ingenieurbüros
4.-8. Oktober 2021 (Zertifikatsprüfung: 29. Oktober 2021)
15.-19. November 2021 (Zertifikatsprüfung: 26. November 2021)
Programm und Anmeldung
 

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