Kanalreinigung: Bedarfsorientiert oder turnusmäßig? Pro und Contra
Für Kanalnetzbetreiber ist die Reinigung der Abwasserkanäle eine kostenintensive Angelegenheit. Viele Abwasserbetriebe reinigen nach einem festen Schema alle ein bis zwei Jahre ihr komplettes Netz, unabhängig von der tatsächlichen Verschmutzung im Kanal. Zu vermuten ist, dass bei dieser Vorgehensweise oft zu viel beziehungsweise an falschen Stellen gereinigt wird.
Kanalreinigung nach Bedarf?
Vor dem Hintergrund des wachsenden Kostendrucks streben viele Netzbetreiber daher verstärkt an, das Kanalnetz angepasst nach Bedarf zu reinigen. Ziel dieser sogenannten bedarfsorientierten Kanalreinigung ist es, Betriebserfahrungen über die verschiedenen Netzbereiche mit zum Beispiel verstärkter Ablagerungsbildung in die Reinigungsplanung mit einzubeziehen, so dass selten verschmutzende Haltungen weniger häufig als schnell verschmutzende Haltungen gereinigt werden.Workshop: Spülplan richtig aufstellen!
Ende Juni trafen sich rund 20 Vertreter aus Kommunen und Dienstleistungsunternehmen im IKT in Gelsenkirchen zum Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Spülplan richtig aufstellen!“.
Ziel des Workshops ist, den Teilnehmer anhand konkreter Beispiele aufzuzeigen, welche Faktoren und Aspekte bei der Erstellung eines Spülplans zu beachten sind. Denn nicht jede Vorgehensweise und jedes Werkzeug ist in jeder Gemeinde gleichermaßen einsetzbar. Hierzu sind die Rahmenbedingungen einfach zu unterschiedlich: Gemeindegröße, Größe des Betriebshofs, Kanalgefälle, Durchmesser, Reinigung mit Dienstleistern oder eigenem Personal, Eigenkontrollverordnungen in den Ländern und einiges mehr. Im Workshop wurden folgende Inhalte im Detail erörtert beziehungsweise gemeinsam erarbeitet:
- rechtliche und technische Grundlagen zur bedarfsorientierte Kanalreinigung
- Kanalreinigungsmanagement nach DIN EN 14654-1
- Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Fallbeispiele aus der Praxis
- Workshop: Ablagerungen im Kanal richtig erkennen
- Workshop: Ablagerungen im Kanal richtig bewerten (wenig, mittel, viel)
- Workshop: Spülplan zur Kanalreinigung aufstellen
- Workshop: Betriebsführungssysteme zur Reinigungsplanung einsetzen
- Praxisvorführungen: Ablagerungsinspektionen in der Praxis
Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Spülplan richtig aufstellen!“
7.-8. Dezember 2016 im IKT in Gelsenkirchen
Programm und Anmeldung
Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Was spricht dafür?
Im Workshop wurden die Argumente für und gegen die bedarfsorientierte Kanalreinigung intensiv diskutiert. Die Faktenlage scheint eindeutig: Viele Kanäle weisen nach mehrjährigem Betrieb nur geringe Ablagerungen auf, so dass eine Kanalreinigung kaum erforderlich ist. Das macht es schwierig, gute Argumente für die turnusmäßige Kanalreinigung in Zyklen von ein bis zwei Jahren zu finden. Als Argumente für die bedarfsorientierte Kanalreinigung werden unter anderem häufig folgende Punkte genannt:- Die Kanalreinigung erfolgt zielgerichtet genau da, wo sie erforderlich ist.
- Ablagerungsarme Kanalabschnitte werden somit nicht mehr unnötig gereinigt.
- Materialien (insbesondere die Kanalhaltungen) und Ressourcen (Technik) werden geschont.
- Bedarfsorientierte Kanalreinigung kann zu Aufwands- und Kosteneinsparungen führen.
- Durch regelmäßige Ablagerungskontrollen steigt das Betriebswissen, und Störungen im Kanal können so zum Teil deutlich eher erkannt werden.
Rolf Pospiech, Kanalmeister der Stadt Gelsenkirchen, befürwortet die bedarfsorientierte Kanalreinigung.
Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Was spricht dagegen?
Nicht jeder ist gut Freund mit der bedarfsorientierten Kanalreinigung. Das zeigten die Diskussionen der Teilnehmer untereinander im Workshop. Seitens der Gegner der bedarfsorientierten Kanalreinigung werden regelmäßig folgende Punkte gegen diese Strategie genannt:- Die bedarfsorientierte Kanalreinigung führt zu frei werdenden Kapazitäten und gefährdet somit Arbeitsplätze im Kanalbetrieb.
- Mitarbeiter im Kanalbetrieb sind häufig gegen die bedarfsorientierte Kanalreinigung und sind nur schwer zu überzeugen.
- Die Reduzierung der Kanalreinigung führt zu mehr Bürgerbeschwerden, da mehr Störfälle und Geruchsprobleme zu erwarten sind.
- Mit Blick auf den Gewässerschutz können die Risiken steigen – zum Beispiel durch Entlastungsereignisse an Regenüberläufen.
- Weniger Kanalreinigung kann zu vermehrter Betonkorrosion führen.
- Aufwands- und Kosteneinsparungen sind mittelfristig kaum zu erwarten, insbesondere bei Reinigung mit eigenem Personal.
- Die Umstellung der Reinigungsstrategie erfordert umfangreiche Personalschulungen und EDV-Anpassungen.
Hausaufgaben für die Teilnehmer
Nach zwei intensiven Workshop-Tagen wurden die Ergebnisse zusammengefasst und verschiedene Varianten für die Kanalreinigungsstrategie und zur Spülplanerstellung für ein reales Fallbeispiel erarbeitet. Wie und in welchem Umfang die Ergebnisse des Workshops auf die jeweiligen Gemeinden zu übertragen sind, ist nun die Aufgabe der Teilnehmer in den nächsten Jahren.
Nächster Termin
Workshop „Bedarfsorientierte Kanalreinigung – Spülplan richtig aufstellen!“
7.-8. Dezember 2016 im IKT in Gelsenkirchen
Programm und Anmeldung
Ansprechpartner
Sebastian Busch, M.Sc.
Telefon: 0209 17806-38
E-Mail: busch@ikt.de
Vielen Dank für diesen Artikel zum Thema Kanalreinigung. Es ist gut, dass Sie einen Workshop organisiert haben. Es ist sehr wichtig, kostensparend zu arbeiten. Vor allem kleine Unternehmen arbeiten oft ineffizient. https://www.dreis.at
Vielen Dank für Info, finde ich super.