Nach sechs Jahren: IKT-Forscher graben Baumwurzel-Versuchsstand auf
Die IKT-Forscher wollen herausfinden, welche passive Maßnahmen zum Schutz von Leitungen geeignet sind.
Material-Mix im Versuchsaufbau
Dafür bauten sie vor sechs Jahren einen weltweit einmaligen In-situ-Versuchsstand auf. Darin verlegten sie in 1,20 Meter Tiefe parallel zwei 30 Meter lange Abwasserleitungen DN 150 und DN 300. Darauf pflanzten sie fünf schnellwachsende Pappeln in je fünf Metern Abstand.
Siehe hier den Bericht zum Einbau des Versuchsstands.
Was wirkt gegen Wurzeleinwuchs?
In den Bettungsbereich um die Bäume herum setzten die IKT-Forscher acht Wurzelbarrieren ein, wie Folien und vertikale Platten verschiedener Hersteller, sowie eine mineralische Kapselung.
Das war vor sechs Jahren. Die Pappeln sind inzwischen zehn Meter hoch und in bester Verfassung. Zeit nachzuschauen, wie die Wurzeln gewachsen sind und ob die Schutzmaßnahmen wirken.
Aufgraben wie ArchäologenIm August 2024 haben die IKT-Forscher die Wurzelräume ihrer Bäume aufgegraben. Dabei gingen sie mit archäologischer Sorgfalt vor, um die Wurzeln nicht zu beschädigen.
Akribisch dokumentierten die IKT-Forscher, wie die Wurzeln gewachsen sind. Eine ganze Woche dauerte ihre mühevolle Kleinarbeit mit Hilfe von Handschaufeln, Saugbagger und Druckluftlanze.
Wurzeln überraschen Forscher
Allein optisch gab es dabei schon einige unerwartete Überraschungen: Selbst dicke Wurzeln verzweigten wie ein altrömischer Dreizack, wenn sie auf Widerstand stießen. Sie folgten dabei dem relativ lockeren Bodenraum um die verlegten Abwasserrohre. Sie suchten ihren Weg und fanden ihn. Die eingebauten Hindernisse umgingen sie – auf den ersten Blick erfolgreich.
Von den 15 Rohrverbindungen hielten 13 den Wurzeln stand, zwei nicht. Auch die Verbindungen zwischen den vertikalen Schutzplatten waren nicht in allen Fällen undurchdringlich. Die Wurzeln schlängelten sich auch hier hindurch.
Zurück ins Labor
Nun geht es zurück ins Labor, um genau zu untersuchen, was die Wurzeln getan haben. Die abschließenden Ergebnisse dieses internationalen Forschungsprojektes werden Anfang 2025 erwartet – wir werden berichten.
Der IKT-Wurzelversuchsstand steht in einem Neubaugebiet in der Stadt Almere, nahe Amsterdam. Er wurde im Winter 2018/2019 angelegt und jetzt abgebaut.
Wir danken der Stadt Almere und der niederländischen Stiftung RIONED für die Projektförderung in Höhe von 205.000 Euro. Prof. Dr. Thomas Stützel, der emeritierte Leiter des Biologischen Gartens der Ruhr-Universität Bochum, unterstützte uns mit seinem beeindruckenden Wissensschatz als Biologe und Wurzelexperte.
Grüne Städte, geschütze Rohre
Einer der beteiligten IKT-Forscher, Mirko Salomon, hat zwischenzeitlich zum Thema Wurzeleinwuchs erfolgreich promoviert.
Er erläutert in einem Interview mit der Fachzeitschrift B_I umweltbau was er dabei herausgefunden hat: Grüne Städte, geschütze Rohre
Und wer Dr. Salomons Dissertation vollständig lesen möchte, kann das hier tun:
Untersuchung von bautechnischen Schutzmaßnahmen gegen Wurzel-Rohr-Interaktionen
Fotostrecke Ausbau des IKT-Wurzelversuchsstands
in Almere/Niederlanden
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