Gemeinsam stark: Zuverlässige und sichere Abwasserbeseitigung in der Corona-Krise
Systemrelevant: Abwasserbeseitigung muss laufen
Alles dicht machen und Zähne zusammenbeißen wie in anderen Branchen? Das geht beim Kanalbetrieb nicht! Das Abwasser muss weg, sonst kriegen wir noch ganz andere Probleme als Corona. Homeoffice funktioniert hier auch nur sehr eingeschränkt. Schließlich muss man auch mal rausfahren, wenn es irgendwo klemmt. Viele Aufgaben schafft auch nicht einer alleine. Da ist man oft im Team unterwegs und arbeitet eng zusammen. Da muss man zumindest mal über das Risiko einer Ansteckung reden.
Der Druck, der derzeit auf Abwasserbetrieben lastet, ist enorm. Als öffentlicher Dienst stehen sie einerseits in der Verantwortung, die systemrelevante Abwasserbeseitigung auch unter den Bedingungen der Corona-Pandemie sicherzustellen. Gleichzeitig sind sie auch als Arbeitgeber für das Betriebspersonal verantwortlich, das in abwassertechnischen Anlagen und auf Dienstfahrten eng zusammenarbeitet.
5 Leitsätze für sichere Abwasserbeseitigung
Wie also kann man den ordnungsgemäßen Kanalbetrieb sicherstellen und gleichzeitig die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich schützen? Die Arbeitskreisteilnehmer haben in langen Diskussionen fünf organisatorische Leitsätze formuliert, die Netzbetreibern durch diese schwierige Zeit helfen können:
- Abwasserreinigung ist systemrelevant!
Kanalisation und Kläranlagen sind als systemrelevanter Teil der kritischen Infrastruktur eingestuft und deswegen in öffentlicher Hand. Mit organisatorischen Maßnahmen soll der Betrieb auch unter Krisenbedingungen sichergestellt werden: priorisierte Tätigkeiten, Schichtpläne für geteilte Teams, Stellvertreterregelungen, mobiler Zugriff auf Serverdaten… - Störfall- und Notfallplanung aktualisieren!
Störfälle im Kanal oder im System müssen auch unter erschwerten Bedingungen zügig beseitigt werden. Bei hohem Krankenstand oder unter Quarantänebedingungen können helfen: Kooperationen mit Kommunen aus dem Umkreis, Abstimmung mit Dienstleistern, Vernetzung mit dem kommunalen Krisenstab… - Betriebspersonal auf aktuellem Stand halten!
Das Betriebspersonal muss häufig auf engem Raum zusammenarbeiten. Deswegen sollten die Hinweise für Arbeitgeber des Ministeriums für Arbeit und Gesundheit zum Schutz vor Ansteckung mit dem Coronavirus auf Baustellen umgesetzt werden. Nach aktueller Einschätzung des Bundesamts für Arbeitsschutz besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko durch Corona-Viren im Abwasser, wenn die gängigen Hygienemaßnahmen und Arbeitsschutzrichtlinien mit Sorgfalt eingehalten werden und unnötige Risiken vermieden werden. - Verantwortung für die Netzsubstanz!
Abwassernetze stellen einen großen Wert dar und Abwasserbetriebe sorgen auch unter den besonderen Corona-Bedingung für den Substanzerhalt und setzen aktuelle Projekte fort. Die Planungen zu kommenden Maßnahmen werden fortgesetzt. - Verantwortung für Abwasserwirtschaft und Unternehmen!
Aktuelle Projekte werden fortgeführt, um die Substanz zu erhalten und gleichzeitig auch der Verantwortung gegenüber den Auftragnehmern gerecht zu werden.
Sachstandsmeldungen
Angesichts dieser Herausforderung haben sich die Netzbetreiber im Arbeitskreis Kanalbetrieb intensiv mit den Einschätzungen der Corona-Situation durch die Kompetenzträger im Abwasserbereich auseinandergesetzt, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Die Ergebnisse der Recherche wurden in Arbeitsdokumenten übersichtlich zusammengefasst. So besteht zum Beispiel nach Ansicht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in abwassertechnischen Anlagen kein erhöhtes berufsbedingtes Infektionsrisiko mit SARS-CoV-2. Einschlägige Schutzmaßnahmen seien aber weiterhin zu beachten.Der DWA-Fachausschuss BIZ 4 „Arbeits- und Gesundheitsschutz“ hat einen kompakten Überblick zu den Gefährdungen durch das Coronavirus und die notwendige Gefährdungsbeurteilung im Kanalbetrieb mit Beispielen zu den möglichen organisatorischen, hygienischen und personenbezogenen Infektionsschutzmaßnahmen zusammengestellt. Konkrete Handlungshinweise zu den Kanalreinigungsarbeiten, Schacht- und Kanalanschlussarbeiten sind in der FAQ-Liste: Pandemiemaßnahmen für abwassertechnische Betriebe von der KommunalAgenturNRW dargelegt worden.
Corona-Arbeitshilfen
Gemeinsam haben die Arbeitskreis-Teilnehmer Arbeitshilfen gesammelt, die die Planung Corona-bezogener Maßnahmen erleichtern: Vorlagen für Schichtpläne, Anweisungen an das Betriebspersonal und Mitteilungsvorlagen für Information der Gremien und vieles mehr wurden so einfach zugänglich gemacht. Interessante und hilfreiche Links zu wichtigen Quellen wurden gesammelt und untereinander geteilt.
KomNet-Sammlung von Corona-bezogenen Arbeitshilfen und Sachstandsmeldungen
Auch im KomNet selbst wurden Arbeitshilfen entwickelt: unter anderem der schon erwähnte 5-Punkte-Plan für die betriebliche Organisation, ein Plakat zum Umgang mit Corona im Kanalbetrieb und eine PowerPoint-Präsentation mit Hinweisen für Kanal- und Kläranlagenmitarbeiter.
Austausch und gegenseitige Unterstützung
Zusammen ist man weniger allein – das gilt umso mehr in Zeiten des Abstandhaltens. Die am KomNet teilnehmenden Netzbetreiber und die Teilnehmer am Arbeitskreis Kanalbetrieb stehen in engem Kontakt, wenn auch zurzeit nur in Webkonferenzen und Telefonaten. Doch dieser Austausch gibt Rückhalt und Sicherheit für die tägliche Praxis.Interesse? Dann melden Sie sich unverbindlich bei KomNet-Leiter Marco Schlüter!
Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Marco Schlüter
Tel.: 0209 17806-31
E-Mail: schlueter@ikt.de
Das ist das KomNetABWASSER!
Das Kommunale Netzwerk Abwasser (KomNetABWASSER) ist eine Initiative von rund 60 Abwasserbetrieben. Ziel ist es, die kommunale Abwasserbeseitigungspflicht gemeinsam besser und bürgerfreundlicher umzusetzen – möglichst kostengünstig und im Einklang mit den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Das Netzwerk nutzt dazu gemeinsam die Serviceleistungen des IKT. So muss nicht jeder das Rad immer wieder selbst neu erfinden.
Motor, Ideengeber, Sparringspartner
Das KomNetABWASSER versteht sich als Anstoßgeber und Unterstützer für die teilnehmenden Kommunen. Aktuelle Themen, die die Kommunen dann aufgreifen möchten, werden wissenschaftlich aufgearbeitet und praktisch begleitet. Viele Erkenntnisse aus der Netzwerkarbeit finden zudem Eingang in die Weiterbildungsangebote des IKT.