Praxistipps aus der IKT-Forschung: Kanalnetze fremdwasserdicht sanieren
Zentrale Erkenntnisse und praktische Tipps aus dem IKT-Forschungsprojekt „Infiltrationsdichtheit II“, das verschiedene Teilprojekte und Warentests umfasst:
Fremdwassersanierung zuverlässig möglich
Die technischen Möglichkeiten zur vollständigen Abdichtung des Kanalnetzes gegen Außenwasserdruck sind am Markt verfügbar. Das gilt für Hauptkanäle, Schächte, Hausanschlüsse und deren Verbindungen. Die Bandbreite der technischen Lösungen und der tatsächlichen Ausführungsqualität ist allerdings sehr groß. Es bestehen erhebliche Risiken für den Erfolg einer Fremdwassersanierung, wenn qualitativ schlechte Produkte, nicht ausreichend qualifiziertes Personal, mangelhaftes Gerät und Material oder auch unpassende Verfahren eingesetzt werden. Maßnahmen zur Qualitätssicherung müssen hier ansetzen.
Stutzen-Sanierung: Qualität hängt entscheidend vom Einbau ab
Die Sanierungsleistung im Stutzenbereich hängt maßgeblich von der Qualität des Einbaus ab. Das zeigte der vergleichende IKT-Warentest von Sanierungsverfahren für Anschlussstutzen deutlich. War die Qualität der Sanierungsergebnisse bereits direkt nach Einbau gut, so wurden in der Regel auch bei erhöhter Grundwasserbelastung oder nach HD-Reinigung keine weiteren Veränderungen mehr beobachtet, die zu Qualitätsmängeln führten.Stutzen-Sanierung: Roboterverfahren technisch anspruchsvoll, aber beherrschbar
Beim Einsatz der Roboterverfahren kam es während des Warentests in vielen Fällen aufgrund technischer Schwierigkeiten zu ungeplanten Verzögerungen. Die meisten Probleme konnten aber von den professionell agierenden Dienstleistern direkt vor Ort gelöst werden. Das Know-how der Operateure hat damit nicht nur wesentlichen Einfluss auf die Qualität der Sanierung, sondern auch auf die Dauer der gesamten Maßnahme.
Stutzen-Einbindung: Entfernen der Innenfolie an Linern ratsam
An Stutzen-Einbindungen in Liner-sanierten Leitungen trat beim IKT-Warentest Materialabtrag durch HD-Kanalreinigung insbesondere dann auf, wenn das Liner-System mit Innenfolie installiert worden ist und diese im Vorfeld der Stutzen-Einbindung nicht entfernt wurde. Zur Verbesserung der Haftwirkung sollte stets eine entsprechende Oberflächenvorbereitung, zum Beispiel Anfräsen oder Anschleifen, vorgesehen werden.Schachtanschlüsse: Systemabstimmung besonders wichtig
Bei der Ausführung von Schachtanschlüssen kommt der passenden Produkt- beziehungsweise Werkstoffkombination schon in der Planung eine große Bedeutung zu. Im Rahmen der Ausführung sollte der Zustand vor und nach der Sanierung dokumentiert werden. Für die Abnahme kann der im Rahmen des Projekts entwickelte Abnahmekatalog mit Checkliste genutzt werden.
Abnahme unter Grundwasserwirkung am zuverlässigsten
Während unter Außenwasserdruck-Belastung in der Regel eine optische Inspektion ausreicht, um die Infiltrationsdichtheit nachzuweisen, scheinen ohne diese Belastung grundsätzlich nur zwei Wege mit vertretbarem Aufwand sinnvoll:- Unterdruck-Prüfung – hier fehlen allerdings derzeit noch entsprechende Prüfkriterien.
- Verwendung von Produkten und Verfahren, die grundsätzlich bereits ihre Eignung für die Fremdwassersanierung nachgewiesen haben, in Kombination mit einer detaillierten Baubegleitung des Herstellungsprozesses
Auftrieb nach Grundwasseranstieg fordert Abwinkelbarkeit
Die 1:1-Versuche und ergänzenden Berechnungen zeigen, dass Auftriebseffekte bei geraden Anschlussleitungen in der Regel vernachlässigbar sind. Vorsicht ist jedoch bei Fixpunkten und größeren Höhenversätzen geboten. Hier ist an den kritischen Punkten auf eine entsprechende Abwinkelbarkeit zu achten.
Einmalige Testeinrichtung: Großversuche im IKT liefern neue Erkenntnisse
Im Großversuchsstand des IKT können die vollständigen bautechnischen Verhältnisse im Maßstab 1:1 simuliert werden. Dabei werden die eingesetzten Produkte labortechnisch nicht mehr nur den bereits bekannten Belastungsszenarien ausgesetzt. Immer wieder werden hier relevante Beanspruchungen erkannt und berücksichtigt, für die bisher noch keine Beschreibungsansätze und Normanforderungen existieren.Bei den Großversuchen im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurden Auftriebseffekte durch wechselnde Grundwasserstände beobachtet. Die Auswirkungen lassen sich dann so eingrenzen und beschreiben, dass auch entsprechende Qualitätssicherungsmaßnahmen definiert werden können.
Forschungsbericht Langfassung
Anlagen zum Forschungsbericht
Forschungsbericht Kurzfassung
Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Martin Liebscher
Telefon: 0209 17806-23
E-Mail: liebscher@ikt.de
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