Private Abwasserleitungen reparieren: Kleine Schäden schnell und günstig beheben
Einzelne Schäden schnell und günstig reparieren
Einen Platten am Fahrrad kann man mit ein bisschen Geschick noch selber flicken. An die Abwasseranlage sollten allerdings nur Profis ran. Sie können einzelne Schäden an Grundstücksentwässerungsleitungen wie undichte Muffen und Anschlüsse, kleinere Brüche oder Wurzeleinwuchs mit vergleichsweise geringem Aufwand reparieren. Das Setzen von Kurzlinern oder Innenmanschetten, das Flutungsverfahren, die verschiedenen Robotertechniken und der Austausch einzelner Komponenten in einer Kleinbaugrube können räumlich begrenzte Unzulänglichkeiten privater Abwasserrohre beheben, ohne das Budget allzu sehr zu strapazieren.
Pro und Kontra im Überblick
Wir stellen hier die gängigsten Reparaturverfahren übersichtlich in Form von Steckbriefen vor. Alle Verfahren werden ausführlich im Forschungsbericht „Konzeption zur Bürgerinformation und -einbindung zu privaten Hausanschlüssen – Phase II“ beschrieben (ab Seite 100), den das IKT im Auftrag des NRW-Umweltministeriums erstellt hat. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurden auch viele praktische Broschüren und Arbeitshilfen entwickelt. Reinschauen lohnt sich!Download Forschungsbericht
Renovieren und erneuern
Mehr als nur ein paar Einzelschäden? Irgendwann kommt man auch mit den besten Reparaturmethoden nicht mehr weiter. Natürlich kann man über jede Muffe einen Kurzliner setzen. Ist aber wenig sinnvoll. Da wäre eine Renovierung zum Beispiel mit Schlauchliner sicherlich die nachhaltigere, weil langlebigere Variante. Und manchmal kommt man auch nicht drum herum eine marode Leitung zu erneuern. Aber auch bei Renovierung und Erneuerung stehen jeweils mehrere Verfahren zur Wahl, die wir bereits vorgestellt haben:
Teil 1: Die Erneuerung
Teil 2: Die Renovierung
Sanierungsverfahren für private Abwasserleitungen
Teil 3: Die Reparatur
Kurzliner
Beim Kurzliner-Verfahren werden harzgetränkte Glasfasermatten unter Druck von innen an die Rohrwand gebracht und unter Umgebungstemperatur ausgehärtet. Kurzliner können örtlich begrenzte Leitungsabschnitte abdichten und deren Dichtheit wiederherstellen. Der zu reparierende Leitungsabschnitt muss standsicher und widerstandsfähig gegenüber Kanalreinigung sein. Nur unter bestimmten Voraussetzungen kann mit einem Kurzliner die Standsicherheit des schadhaften Kanals verbessert werden. Für Reparaturen mit Kurzlinern wird von einer Nutzungsdauer von 2 bis 15 Jahren ausgegangen.
Vorteile
- vergleichsweise kostengünstige Sanierungstechnik
- schnelle Reparatur innerhalb weniger Stunden
- Zugänglichkeit über Revisionsöffnung reicht in der Regel aus
Nachteile
- nur abdichtende Funktion des Verfahrens
- zur Wiederherstellung der Standsicherheit nur sehr bedingt geeignet
- geringfügige Reduzierung des freien Kanalquerschnitts an der Reparaturstelle
- Unregelmäßigkeiten im Altrohr wie starke Lageabweichungen können nicht beglichen werden
- relativ geringe Nutzungsdauer
Relevantes Dokument
ATV-DVWK-M 143-7
Kleinbaugrube
Ein sehr häufig eingesetztes Reparaturverfahren im Bereich der Grundstücksentwässerung ist die Reparatur durch Kleinbaugrube. Dabei handelt es sich genaugenommen um eine lokal begrenzte Neubaumaßnahme. Einzelne Rohre oder Rohrabschnitte werden in offener Bauweise durch neue Rohre ersetzt. Dabei ist darauf zu achten, dass die neuen Rohre fachgerecht mit den alten Rohren verbunden werden. In der Regel werden hierzu spezielle Manschetten verwendet. Bei Kleinbaugruben im Fundamentbereich sollte ein Statiker hinzugezogen werden.
Vorteile
- Ersatz alt durch neu
- Dichtheit bei fachgerechter Verlegung sichergestellt
- häufig Eigenleistungen möglich, zum Beispiel Aufgrabungen im Garten
Nachteile
- kein grabenloses Verfahren
- Geländeoberfläche muss anschließend wiederhergestellt werden
KomNet Abwasser: Netzwerk für bürgernahe Stadtentwässerung
Das Kommunale Netzwerk KomNet Abwasser ist eine kommunale Initiative von fast 50 Abwasserbetrieben für eine bürgernahe Stadtentwässerung. Das IKT organisiert und moderiert das KomNet und berät die beteiligten Kommunen technisch und organisatorisch.Das KomNet Abwasser bietet seinen Mitgliedern:
- Weiterbildung: Kostenfreie Teilnahme an IKT-Seminaren für alle Mitarbeiter
- Technische Beratung: Antworten zu allen Fragen der Sachbearbeitung
- Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit: Broschüren, Flyer, Internetseiten…
- Qualitätssicherungs- und Forschungswissen: Argumentationen und Stellungnahmen
- Unterstützung bei der konzeptionellen Umsetzung der Abwasserbeseitigungspflichten
Mehr über das Kommunale Netzwerk Abwasser und seine Tätigkeiten: www.komnetabwasser.de
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Flutungsverfahren
Beim Flutungsverfahren werden nacheinander zwei flüssige Komponenten (Silikate) in das zu sanierende Leitungsnetz eingebracht, so dass die Komponenten durch schadhafte Stellen in der Leitung in den Boden gelangen. Die Komponenten werden so lange abwechselnd unter Druck in das Leitungsnetz gefüllt, bis der Pegel nicht mehr nennenswert absinkt. Die beiden Komponenten reagieren im Erdreich an den schadhaften Stellen zu einem festen mineralischen Bodenkörper und dichten die Abwasserleitungen so von außen ab. Vor dem Einsatz ist mit einer Dichtheitsprüfung zu ermitteln, wie viel Wasser exfiltriert und ob das Verfahren überhaupt eingesetzt werden kann. Meinungen und Erfahrungen zur Haltbarkeit des Verfahrens gehen auseinander.
Dieses Verfahren kommt im Bereich von Ein- und Mehrfamilienhäusern eher selten zur Anwendung. Häufiger wird es im gewerblichen Bereich, etwa bei Tankstellen eingesetzt.
Vorteile
- auch in verzweigten Netzen einsetzbar
- mögliche Hohlräume im umgebenden Boden werden mit ausgebessert
- statische Ertüchtigung des Rohr-Boden-Systems möglich
- keine Reduzierung des Rohrquerschnitts
- ganze Leitungsnetze an einem Arbeitstag sanierbar
Nachteile
- nicht einsetzbar bei größeren Hohlräumen in der Rohrbettung
- Einsatz nicht empfehlenswert bei möglichen Erdbewegungen wie etwa in Bergsenkungsgebieten
IKT-Veranstaltungen zum Thema
Workshop: Kanalreparatur in Theorie und PraxisNicht immer muss ein schadhafter Kanal erneuert oder aufwändig komplett saniert werden. Bei örtlich begrenzten Einzelschäden reicht oft schon eine Reparatur. Doch welche Reparaturmethode eignet sich für welches Schadensbild? Bei der Auswahl hilft der IKT-Workshop „Kanalreparatur in Theorie und Praxis“.
Programm und Anmeldung
Lehrgang: Zertifizierter Berater Grundstücksentwässerung
Programm und Anmeldung
!!!Neue Teilnahme-Option: flexibler mit dem modularen Lehrgang!!!
IKT-Weiterbildung Jahresübersicht 2017 (PDF)
alle IKT-Veranstaltungen
Innenmanschetten
Bei der Art der Reparatur wird eine Edelstahlmanschette in die zu sanierende Leitung eingeschoben, an der Schadstelle aufgeweitet und mechanisch verspannt. Die Schadstelle wird durch zwei Elastomerdichtungen an der Außenseite der Manschette abgedichtet.
Vorteile
- ab DN 150 einsetzbar
- robust
Nachteile
- Startschacht (idealerweise DN 1000) erforderlich
- nur in Leitungen mit geradem Verlauf einsetzbar
IKT-Warentests
Gerade läuft im IKT der neue Warentest „Sanierungsverfahren für Hausanschlussleitungen“. Die Teststrecken sind im Großversuchsstand verlegt, die Sanierungsunternehmen haben gefräst und gespült, Kurzliner, Hutprofile und Innenmanschetten verbaut, verpresst und injiziert. Jetzt läuft das Test-Programm. Mit den Ergebnissen rechnen die IKT-Warentester Ende 2017.IKT-Warentest „Stutzen-Sanierung in Fremdwassergebieten“
Ergebnistabelle Fall 1: Stutzen-Einbindung im Liner-sanierten Hauptkanal
Ergebnistabelle Fall 2: Stutzen-Reparatur im nicht-sanierten Hauptkanal
Testbericht (149 Seiten)
Kurzbericht (24 Seiten)
IKT-Warentest „Hausanschluss-Liner 2010“
Ergebnistabelle „Standardsituation“
Ergebnistabelle „Extremsituation“
Testbericht (188 Seiten)
Kurzbericht (34 Seiten)
Roboterverfahren
Unter dem Begriff Roboterverfahren werden mehrere Verfahren und Anwendungsbereiche zusammengefasst. Fräsroboter werden zum Beispiel zur Entfernung von Wurzeln und Ablagerungen eingesetzt. Häufig folgt im Anschluss eine grabenlose Sanierung zum Beispiel durch Kurzliner oder Schlauchliner. Weitere Reparaturverfahren mit Kanalrobotern sind Injektionsverfahren und Spachtel- und Verpressverfahren. Häufig werden private Anschlussstutzen vom Hauptkanal aus mit Kanalrobotern saniert, zum Beispiel durch Verpressverfahren.
Vorteil
Fräsroboter ab DN 150 und teilweise kleiner einsetzbar
Nachteile
- einige Roboterverfahren erst ab DN 200 oder DN 250 möglich
- Zugang über Schacht (idealerweise DN 1000) erforderlich
- bei Bögen und in verzweigten Netzen nur bedingt einsetzbar
Teil 1: Die Erneuerung
Teil 2: Die Renovierung
Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Marco Schlüter
Telefon: 0209 17806-31
E-Mail: schlueter@ikt.de
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