Problem Feuchttücher: Keine Hilfe durch Gesetzgeber zu erwarten
Jahrzehntelang liefen Abwasserpumpstationen reibungslos. Doch seit einigen Jahren häufen sich die Störungsmeldungen. Mancherorts geht der Alarm im Wochentakt. Dann müssen die Mitarbeiter der Abwasserbetriebe teils meterlange Zöpfe verzwirbelter Feuchttücher aus den Abwasserpumpen ziehen. Verstopfte Siebe und Rechen, die mühsam von den verklumpten Tüchern befreit werden müssen, sind weitere Folgen des stark gestiegenen Verbrauchs von Feuchttüchern.
IKT-Seminar: Feuchttücher und Grobstoffe – Killer für die Abwasseranlagen!
15. Februar 2017 in Gelsenkirchen
Alternativtermin: 13. September 2017
Programm und Anmeldung
Antwort auf Kleine Anfrage
Wer als Abwassernetzbetreiber auf Unterstützung durch den Gesetzgeber hofft, wird enttäuscht. Das zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage. Vier Bundestagsabgeordnete aus der Fraktion DIE LINKE wollten wissen, welche Zusatzkosten die Feuchttücher durch verstopfte Kanäle und blockierte Pumpen verursachen und was die Regierung gedenkt zu unternehmen. Die Regierung hat geantwortet.
Der Bundesregierung liegen keine Informationen zu Kosten oder Kostensteigerungen durch die Entsorgung von Feuchttüchern über die Toilette vor. „Volkswirtschaftliche Auswirkungen können nicht geschätzt werden.“ Das laufende Verbundforschungsprojekt KURAS (Konzepte für urbane Regenwasserbewirtschaftung und Abwassersysteme) solle hierzu aber in naher Zukunft belastbare Ergebnisse liefern.
Die Bundesregierung glaubt nicht, dass rechtliche Maßnahmen helfen würden, Störungen im Betriebsablauf von Abwasseranlagen durch unsachgemäße Entsorgung von Feuchttüchern zu minimieren oder zu verhindern. Schließlich sei die Entsorgung von Abfällen bereits über das Wasserhaushaltsgesetz und das Kreislaufwirtschaftsgesetz – meist konkretisiert im kommunalen Satzungsrecht – geregelt.
Die Bundesregierung empfiehlt, mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit entgegenzuwirken. Bei feuchten Toilettentüchern liege die Entsorgung über die Toilette für den Verbraucher nahe. Aufklärungskampagnen der Entsorgungsunternehmen seien hier sinnvoll.
Die Bundesregierung betrachtet eine Regelung, nach der nur noch leicht zersetzbare Feuchttücher verkauft werden dürfen, nicht als zielführend. Schließlich müssten die Tücher schon aufgrund ihres Verwendungszwecks besonders nassreißfest sein. Die Tücher gehörten schlicht und einfach in den Müll. Und nicht in die Toilette.
Die Bundesregierung empfiehlt wiederholt, mit gezielter Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit entgegenzuwirken. Sie selbst will die Verbraucher nicht auf das Problem aufmerksam machen: „Derzeit sind keine konkreten Instrumente im Einsatz oder in Planung.“
Hilfe zur Selbsthilfe
Von Seiten der Bundesregierung ist also keine Unterstützung zu erwarten. Wie Abwasserbetriebe mit der Feuchttuch-Problematik umgehen können, wird beim IKT-Seminar „Feuchttücher und Grobstoffe – Killer für die Abwasseranlagen!“ diskutiert. Am 15. Februar 2017 und noch einmal am 13. September 2017 werden im IKT in Gelsenkirchen Erfahrungen aus der Praxis, aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft und konkrete Lösungsansätze vorgestellt.
Programm und Anmeldung
Warum Feuchttücher nicht ins Klo gehören wird kurzweilig erklärt in diesem Youtube-Video von JungPumpen.
Ein lesenswerter, anschaulicher Artikel über die Probleme durch Feuchttücher ist im Süddeutsche Zeitung Magazin erschienen:
Volles Rohr
Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Marco Schlüter
Telefon: 0209 17806-31
E-Mail: schlueter@ikt.de
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