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30.07.2009


IKT-Newsletter

Bayern: 3,6 Mrd. EUR Kanalsanierungsbedarf

In Bayern sind rund 16 % der öffentlichen Kanalisation sanierungsbedürftig. Rund 12.500 km der Gesamtnetzlänge müssen kurz- bis mittelfristig saniert werden. Daraus resultiert ein Gesamtvolumen von rund 3,6 Mrd. Euro. Rechnet man die Sanierungskosten für Schächte und dem öffentlichen Teil der Hausanschlussleitungen hinzu, liegt das Volumen bei etwa 4 bis 5 Mrd. EUR.

Auswertung Kanalnetz-Jahresberichte

In Bayern sind rund 16 % der öffentlichen Kanalisation sanierungsbedürftig. Rund 12.500 km der Gesamtnetzlänge müssen kurz- bis mittelfristig saniert werden. Daraus resultiert ein Gesamtvolumen von rund 3,6 Mrd. Euro, geht man von durchschnittlichen Sanierungskosten von 293 EUR/m aus. Hinzu kommen die Kosten für die Sanierung der öffentlichen Abwasserschächte und dem öffentlichen Teil der Hausanschlussleitungen. Dies mit einbezogen, liegt das Volumen bei etwa 4 bis 5 Mrd. EUR.

Im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) ermittelte das IKT-Süd belastbare Schätzungen zum Zustand der Kanalisation und dem daraus resultierenden Sanierungs- und Investitionsbedarf.

Dazu wertete das IKT-Süd die Kanalnetz-Jahresberichte aus dem Jahr 2006, teilweise auch zurückreichend bis 1996, von 234 der insgesamt 2.095 bayerischen Netzbetreiber aus [1]. Ergänzende Angaben erhielten die IKT-Forscher aus einem an die Netzbetreiber übersandten Fragebogen. Der Fragebogen wurde in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) als Auftraggeber und einer begleitenden Projektgruppe mit Mitgliedern des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit sowie der Wasserwirtschaftsämter Kempten und Landshut erarbeitet. Die Netzbetreiber wurden hinsichtlich ihrer Kanalnetzlänge eingeteilt und stichprobenartig ausgewählt.

Einteilung der Kanalnetzbetreiber in Bayern hinsichtlich der Kanalnetznetzlängen

Länge, Struktur und Entwicklung

Im Jahr 2006 betrieben die 2.095 bayerischen Kanalnetzbetreiber rund 90.600 km. Bei rund 88 % (79.500 km) handelt es sich um Misch- und Schmutzwasserkanäle, bei den verbleibenden 12 % (11.110 km) um Regenwasserkanäle. Die eher ländlich geprägte Struktur in Bayern spiegelt sich auch in den Kanalnetzlängen der einzelnen Betreiber wider: Einer Vielzahl von kleinen Betreibern, die jeweils ein Kanalnetz von nur wenigen Kilometern Länge unterhalten, stehen wenige Betreiber gegenüber, die jeweils ein Kanalnetz von mehreren hundert Kilometern unterhalten.

Gesamtlänge der öffentlichen Misch-, Schmutz- und Regenwasserkanäle in Bayern 2006

Der Vergleich der Jahre 2004 und 2006 zeigt, dass die Netzbetreiber ihre Misch- und Schmutzwasserleitungen um rund 4.000 km ausgebaut haben. Bei den Regenwasserkanälen wurde in rund 900 km Neubau investiert. Diesem Zuwachs stehen rund 13.400 km (17 %) Kanäle gegenüber, die älter als 40 Jahre sind. Wie die Jahresberichte erkennen lassen, gibt es bei Netzbetreibern mit einem großen Kanalnetz anteilig mehr Kanäle, die älter als 40 Jahre sind. Somit betreiben kleinere Netzbetreiber ein jüngeres Kanalnetz.

Im Grundwasserschwankungsbereich liegen rund 17.600 km, also 22 % der Misch- und Schmutzwasserkanäle. Insgesamt gibt es im bayerischen Misch- und Schmutzwassernetz rund 2,1 Mio. Schachtbauwerke.

Zustandserfassung

Gemäß der bayerischen Eigenüberwachungsverordnung [2] muss der bauliche und betriebliche Ist-Zustand des Kanals mittels TV-Inspektion oder, bei größeren Kanälen, durch Begehung erfasst werden. Seit Inkrafttreten der EÜV am 1. Januar 1996 wurden bis zum Jahr 2007 knapp zwei Drittel der Misch- und Schmutzwasserkanäle, nämlich 50.300 km, inspiziert und ausgewertet. Der durchschnittliche Inspektionsgrad pro Jahr lag somit in der Vergangenheit bei ca. 5,3 % der Gesamtlänge. Seit 2006 ist eine deutliche Zunahme der Inspektionsleistung zu beobachten: Allein im Jahr 2006 inspizierten die Netzbetreiber rund 11.200 km Misch- und Schmutzwasserkanäle, also 14,1 %.

Anteil der seit Inkrafttreten der EÜV untersuchten öffentlichen Misch- und Schmutzwasserkanäle

Sanierungsmaßnahmen

Rund 18.600 km schadhafte Kanäle konnten die Netzbetreiber bei den Inspektionen seit dem Jahr 1996 feststellen. Bislang sanierten die Betreiber rund 5.800 Kanalkilometer. Folglich wurde im Zeitraum von 1996 bis Ende 2007 ein Drittel aller schadhaften Kanäle saniert. Bayerische Netzbetreiber setzen zur Sanierung schwerpunktmäßig Reparaturverfahren ein (43 %). Renovierungsverfahren werden zu 27 % eingesetzt, Erneuerungsverfahren zu rund 30 %. Betreiber von Netzen kleiner als 60 km sanieren meist mit Reparaturverfahren. Betreiber großer Netze hingegen setzen vermehrt Renovierungsverfahren ein (43 %). Erneuerungsverfahren kommen weniger zum Einsatz: Große Netzbetreiber erneuern nur rund 18 %; kleinere Netzbetreiber rund 30 % ihrer Netze.

Somit ergeben sich deutliche Unterschiede zu der deutschlandweiten DWA-Umfrage aus dem Jahr 2004 [3]: Dort wurden insbesondere Erneuerungsverfahren (49 %) eingesetzt. Renovierungs- und Reparaturverfahren hatten einen Anteil an den eingesetzten Sanierungsverfahren von je rund 25 %.

Bisher eingesetzte Sanierungsverfahren in Abhängigkeit von der Kanalnetzlänge

Sanierungsbedarf

In Bayern besteht Schätzungen der befragten Netzbetreiber ein kurz- bis mittelfristiger Sanierungsbedarf von 15,7 % der Gesamtnetzlänge. In den nächsten fünf Jahren müssen also 12.500 km schadhafte Kanäle saniert werden. Nach Angaben von 144 bayerischen Netzbetreibern können die Sanierungskosten mit durchschnittlich 293 EUR/m berechnet werden. Das daraus resultierende Sanierungsvolumen von rund 3,6 Mrd. EUR ist immens. Hinzu kommen die Kosten für die Sanierung der öffentlichen Abwasserschächte und dem öffentlichen Teil der Hausanschlussleitungen. Dies mit einbezogen, liegt das Volumen bei etwa 4 bis 5 Mrd. EUR.

Anteil der Kanalhaltungen mit kurz- bis mittelfristigem Sanierungsbedarf
an der Gesamtnetzlänge der öffentlichen Misch- und Schmutzwasserkanalisation

Im bundesweiten Vergleich liegt Bayern damit knapp unter den 19,6 % Sanierungsbedarf, die die DWA-Umfrage aus dem Jahr 2004 [3] angibt. Eine direkte Vergleichbarkeit der Ergebnisse ist allerdings nicht gegeben, da bayerische Kanalnetzbetreiber und Kanalnetzbetreiber mit kleinen Netzen nur zu einem geringen Anteil in der DWA-Umfrage berücksichtigt wurden.

Fazit

Nach Einschätzung der befragten Netzbetreiber müssen rund 12.500 km öffentlicher Misch- und Schmutzwasserkanalhaltungen kurz- bis mittelfristig saniert werden. In den nächsten fünf bis sechs Jahren muss erheblich mehr saniert werden als in der Vergangenheit: Etwa 2.000 km jährlich statt wie bisher knapp 500 km. Die jährlichen Sanierungskosten lassen sich mit rund 600 Mio. EUR beziffern.

Seit Inkrafttreten der EÜV im Januar 1996 bis Ende 2007 wurden rund 1,7 Mrd. EUR in die Sanierung investiert (5.800 km sanierte Kanäle in zwölf Jahren). Um dem Sanierungsauftrag nachzukommen, müsste in der Hälfte der Zeit gut das Doppelte investiert werden.

Durch die ländlich geprägte Struktur gibt es in Bayern viele Netzbetreiber, die ein Kanalnetz von nur wenigen Kilometern Länge betreiben. Rund 65 % der Netzbetreiber sind für ein Kanalnetz kleiner als 30 km zuständig. Dadurch ergeben sich Besonderheiten, die sich zum Beispiel in der häufigen Wahl des Reparaturverfahrens zeigen.

Literatur

[1] Bosseler, B.; Puhl, R.; Brüggemann, T.; Reisch, U.; Rometsch, L., Günthert, F.-W.: Zustand der Kanalisation in Bayern, Im Auftrage des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU), Siedlungswasserwirtschaftliche Projektbegleitung durch die Professur für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Universität der Bundeswehr München, Projektleitung und Bearbeitung durch das Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT-Süd), Neubiberg b. München, September 2008.

[2] Verordnung zur Eigenüberwachung von Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen, EÜV – Eigenüberwachungsverordnung Bayern vom 20. September 1995.

[3] Berger, C.; Lohaus, J.: Zustand der Kanalisation in Deutschland - Ergebnisse der DWA-Umfrage 2004, Hennef.

Ansprechpartner

Dipl.-Ing. Thomas Brüggemann, IKT
Dipl.-Ing. Bianca Diburg, Leiterin IKT-Süd




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