IKT-eNewsletter September 2004 | URL /index.php?doc=428 |
07.10.2004 |
IKT-LinerReport 2003/2004: Prüfergebnisse von der Baustelle | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Viele Hundert Baustellenproben von Schlauchlinern hat die IKT-Prüfstelle in 2003 und 2004 geprüft. Eine Auswertung der IKT-Linerdatenbank zeigt nun, welche Sanierungsfirmen wie abgeschnitten haben. Ziel ist es, den Auftraggebern eine Übersicht der tatsächlich erzielten Ausführungsqualitäten zu verschaffen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Anfang des Jahres stellte das IKT sein
Forschungsprojekt "Qualitätseinflüsse Schlauchliner" vor (vgl.
IKT-eNewsletter 2/2004). Fazit damals: Ja zum Schlauchlining, aber die
Qualität muß strengstens überwacht und neutral überprüft werden! Weil
Schlauchliner erst auf der Baustelle ihre wirklichen Material- und
Geometrieeigenschaften erhalten, ist das Qualitätsrisiko durch
Einbaufehler i.d.R. groß. Daher kommt der Wahl einer geeigneten
Sanierungsfirma eine besondere Bedeutung zu.
Ein Blick in den Rückspiegel hilft dabei: Im IKT-LinerReport 2003/2004 wertet das Gelsenkirchener Institut jetzt erstmalig seine Liner-Datenbank aus, die Prüfergebnisse von Baustellen zahlreicher Kommunen und privater Netzbetreiber aus ganz Deutschland enthält. Ziel ist es, den Auftraggebern eine Übersicht der tatsächlich erzielten Ausführungsqualitäten zu verschaffen. Der IKT-LinerReport ähnelt damit der ADAC-Pannenstatistik. |
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Langzeit-Auswertung 2003/2004 In ihrem spezialisierten Kunststoff-Labor unterziehen IKT-Prüfer die Linerproben strengen Tests: E-Modul, Biegezugfestigkeit, Wanddicke und Wasserdichtheit. Dies geschieht zur baustellenbegleitenden Erfolgskontrolle der Lineraushärtung und zur Bewertung der Liner-Tragfähigkeit. Die Auftraggeber erhalten detaillierte Prüfberichte für ihre jeweilige Sanierungsmaßnahme, um die Qualität der ausgehärteten Liner zu beurteilen. Aber: Wie sieht das Gesamtbild aus? Welche Firmen leisten kontinuierlich und flächendeckend gute Arbeit? Worauf müssen Auftraggeber künftig verstärkt achten? Antworten hierauf gibt der IKT-LinerReport, der von nun an in regelmäßigen Abständen veröffentlicht wird, jeweils um die neuesten Prüfreihen aktualisiert. |
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Datenbasis des IKT-LinerReports In den zurückliegenden 18 Monaten prüfte das IKT viele Hundert Linerproben, die aus Schächten und Haltungen von Baumaßnahmen entnommen wurden. Im jetzt vorgelegten IKT-LinerReport sind die Prüfergebnisse von Januar 2003 bis Juni 2004 zusammengefaßt. Weder Auftraggeber noch Sanierungsfirmen haben Einfluß auf den IKT-LinerReport. Eingang finden nur die Prüfergebnisse der neutralen und unabhängigen IKT-Prüfstelle. Die Firmenauswahl ergibt sich aus den Prüfaufträgen im Berichtszeitraum. Eine Sanierungsfirma ist im IKT-LinerReport berücksichtigt, wenn dem Institut mindestens 25 Linerproben verteilt auf Baustellen in fünf verschiedenen Kommunen, vorliegen. Fehlende Firmen sind aber keineswegs bedeutungslos; das IKT hat für sie lediglich zu wenige Prüfergebnisse. Zu beachten ist, daß der IKT-LinerReport auf Vergangenheitswerten basiert. Voraussagen über künftige Qualitäts-Performances einzelner Firmen sind kaum möglich, da Baustellenverhältnisse und die Mannschaften variieren. Allerdings werden künftige Prüfergebnisse in den nächsten IKT-LinerReport einfließen. |
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Interpretation der Ergebnisse Herzstück des IKT-LinerReports ist eine Soll-Ist-Analyse von Baustellenproben. Für jede Probe wird anhand der vier o.g. Kennwerte untersucht, ob die Ist-Werte mindestens die Sollwerte erfüllen. Es wird gezeigt, wieviel Prozent der Prüfungen bestanden sind. Zusätzlich wird analysiert, um wieviel Prozent die nicht bestandenen Prüfungen durchschnittlich und maximal den Sollwert unterschreiten. Zu beachten ist, daß Einflüsse der örtlichen Baustellenbedingungen, der Vorgehensweisen bei Probenentnahmen und der Auswahl der Entnahmestellen auf die Probenqualität nicht berücksichtigt werden können. Im Berichtszeitraum erhielt das IKT Linerproben unterschiedlicher Hersteller. Zu beachten ist, daß einzelne Sanierungsfirmen teilweise mehr als einen Linertyp einsetzten. Diese ergeben sich aus folgender Übersicht: |
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* kein Gütezeichen des Güteschutz Kanalbau |
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E-Modul Je nach örtlicher Situation hat ein Schlauchliner verschiedene Lasten zu tragen, so z.B. Grundwasser, Straßenverkehr und Erddruck. Dafür muß er im Einzelfall ausgelegt sein und über eine adäquate Tragfähigkeit verfügen. Ein zentraler mechanischer Kennwert dafür ist der Elastizitätsmodul. Bei Baustellenproben ist die Prüfmethode hierfür der Dreipunkt-Biegeversuch, den das IKT in Anlehnung an DIN EN ISO 178 und DIN EN 13566-4 als Kurzzeitversuch durchführt. Der Test ist bestanden, wenn der Sollwert mindestens erreicht wird. Dieser entspricht den Firmenangaben auf Basis von Erst- und Eignungsprüfungen, mindestens jedoch dem Eingangswert für die Linerstatik, sofern letzterer vom Auftraggeber benannt ist. |
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Bild 1: Versuchsaufbau des Dreipunkt-Biegeversuchs |
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Biegezugfestigkeit Ein weiterer Kennwert zur Bemessung der Tragfähigkeit ist die Biegezugfestigkeit. Sie kennzeichnet den Punkt, an dem ein Liner aufgrund zu hoher Spannung versagt. Ist die Biegezugfestigkeit zu gering, kann ein Liner noch vor dem Erreichen einer zulässigen Verformung brechen. Prüfmethode: Im Dreipunkt-Biegeversuch wird die Last bis zum ersten Lastabfall gesteigert (Kurzzeitversuch). Dieser Punkt kennzeichnet den Beginn des Linerbruchs. |
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Bild 2: Verlauf der Spannungs-Dehnungs-Kurve für Filzliner (Beispiel) |
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Wanddicke Das dritte für die Beurteilung der Liner-Tragfähigkeit relevante Kriterium ist die Wanddicke. Für sie wird zunächst in der statischen Berechnung eine Annahme getroffen, die später, bei der Herstellung des Liners auf der Baustelle, erreicht werden muß. Da die endgültige Linergeometrie erst nach dem Aushärten feststeht, wird die Wanddicke bei der baubegleitenden Qualitätssicherung geprüft. Prüfmethode: Mit einer Präzisionsschieblehre wird die statisch tragfähige Wanddicke an sechs Stellen gemessen. Innen- und Außenfolien sowie Überschußharz werden dabei nicht berücksichtigt. |
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Bild 3: Vermessung der Liner-Wanddicke |
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* Keine Berechnung möglich, da nur unzureichende Angaben zu Soll-Wanddicken vorliegen. |
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Wasser-Dichtheit Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Wasser-Dichtheit; Liner sollen schließlich schadhafte Abwasserrohre abdichten. Prüfmethode: Je nach Linertyp wird zuerst die Außenfolie der Probe entfernt und die Innenfolie nach einem festgelegten Muster eingeschnitten. Anschließend wird rot gefärbtes Wasser auf die Innenseite aufgetragen und auf die Außenseite 0,5 bar Unterdruck aufgebracht. Bilden sich Tropfen, Schaum oder Feuchtigkeit auf der Außenseite, so ist der Liner undicht. |
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Bild 4: Prüfung der Wasserdichtheit mit 0,5 bar Unterdruck |
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Fazit Der IKT-LinerReport 2003/2004 wertet die Liner-Datenbank des Instituts für den Zeitraum Januar 2003 bis Juni 2004 vergleichend aus. Der Gesamteindruck der Leistungen der betrachteten Sanierungsfirmen ist durchaus positiv. Die meisten Linerproben haben sich als dicht erwiesen, was nicht zuletzt aus Gründen des Gewässerschutzes unabdingbar ist. Insbesondere Sanierungsfirmen, die mit GFK-Linern arbeiten, erzielen ausnahmslos sehr gute Dichtheitsergebnisse (100%). In geringem Abstand folgen Firmen, die Filzliner einbauen, mit immer noch über 90% Dichtheitserfolg. Angesichts der oft schwierigen Baustellensituationen und der z.T. sehr maroden Kanäle sind dies im Wesentlichen erfreuliche Ergebnisse. Hingegen zeigen sich vor allem bei der Tragfähigkeit deutliche Qualitätsunterschiede: Keine der Sanierungsfirmen hat den Soll-E-Modul immer erreicht. Ein Drittel der Firmen hat sehr gute Ergebnisse erzielt, mit mehr als 95% bestandenen Prüfungen und mittleren Sollwert-Unterschreitungen unter 10%. Bei den anderen Firmen sinkt der Anteil der bestandenen Prüfungen sogar bis auf knapp 74%. Problematisch ist ein zu geringer E-Modul immer dann, wenn der Liner zur Tragfähigkeit des Altrohrs beitragen soll oder hoher Grundwasserdruck ansteht. Das Prüfkriterium Biegezugfestigkeit fällt dagegen deutlich positiver aus. Bis auf zwei Sanierungsfirmen gelingt es allen, in mehr als 90% der Fälle die Prüfung zu bestehen. Auch dies ist ein durchaus respektables Ergebnis. Bei der Wanddicke ist das Bild hingegen durchwachsen: drei der bewerteten Firmen haben eine Erfolgsquote von über 90%, zwei liegen z.T. deutlich darunter. Insgesamt bestätigt der IKT-LinerReport die Schlußfolgerung des IKT-Forschungsprojekts vom Jahresanfang: Ja zum Schlauchlining als Sanierungsverfahren. Aber klar wird auch: neutrale und unabhängige Prüfungen von Baustellenproben sind und bleiben unbedingt notwendig. Hier stehen die Auftraggeber in der Pflicht: Unter ihrer Aufsicht müssen die Linerproben auf Baustellen entnommen und zusammen mit einem vollständig ausgefüllten Probenbegleitschein zum Labor gesandt werden. Die Wahl des Prüfinstituts darf der Auftraggeber nicht der Sanierungsfirma überlassen, er muß sie vielmehr selbst treffen. Andernfalls macht er leicht den Bock zum Gärtner. |
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Für
weitere Informationen Roland W. Waniek / Dieter Homann IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur Prüfstelle Schlauchliner Exterbruch 1, 45886 Gelsenkirchen
Tel.: 0209 17806-0 Internet: www.ikt.de |
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