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30.08.2001 |
IKT-Prognose: Marktvolumen für Schacht-Sanierung mit Beschichtungsverfahren 5,4 Mrd. DM groß Gut 1,2 Mio. der schadhaften Schächte Deutschlands eignen sich für eine Sanierung mit modernen Beschichtungsverfahren. Dies entspricht einem Investitionsvolumen von 5,4 Mrd. DM, ergab eine bundesweite Umfrage des IKT. Doch bislang halten sich die Netzbetreiber stark zurück, die Unsicherheit über Technik und Wirtschaftlichkeit ist noch sehr groß. In den öffentlichen Kanalnetzen Deutschlands sind rund 10 Mio. Schachtbauwerke eingebaut. Davon weisen nach Schätzung des IKT rund 1,2 Mio. Schächte Schadensarten auf, die mit sog. Beschichtungsverfahren saniert werden können. Dabei wird ein spezielles Beschichtungsmaterial auf die Innenwand des Schachtes angebracht, das dort zu einer zusammenhängenden Schicht erhärtet. Damit werden Schächte wieder tragfähig, wasserdicht und beständig gegen biogene Schwefelsäurekorrosion. Bundesweite Umfrage Das IKT � Institut für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen, führte kürzlich eine bundesweite Umfrage bei 100 Netzbetreibern durch, die für insgesamt 25 Mio. Einwohner Abwasser ableiten. Die Befragten verfügen zusammen über 90.000 km Kanalisation (= ein Fünftel des gesamten öffentlichen Kanalnetzes Deutschlands) und über 2,1 Mio. Schachtbauwerke. Gefragt wurde nach der Anzahl der beschichteten Schächte und der eingesetzten Verfahren sowie nach den damit gemachten Erfahrungen. Durchschnittlich kostet eine komplette Schacht-Sanierung mit einem Beschichtungsverfahren 4.500 DM. Für die 1,2 Mio. sanierungsbedürftigen Schächte ergibt sich daher ein Investitionsvolumen in Höhe von 5,4 Mrd. DM. Da die Länder die Netzbetreiber dazu verpflichtet haben, alle Kanalschäden bis zum Jahr 2015 zu beheben, ist mit einem jährlichen Marktvolumen von ca. 400 Mio. DM zu rechnen. Dies entspricht rund 15% des prognostizierten Gesamt-Sanierungsaufwands für die öffentliche Kanalisation in Deutschland, der bereits Mitte der 90er Jahre von anderen Stellen geschätzt wurde. Schachtsanierungen werden somit zu einem Schwerpunkt der künftigen Sanierungsaktivitäten deutscher Netzbetreiber. |
Beschichtungsverfahren prinzipiell geeignet Dass Beschichtungsverfahren für die Sanierung schadhafter Schächte prinzipiell geeignet sind, zeigen die Erfahrungen mehrerer Netzbetreiber, die bereits z.T. vor fast zehn Jahren zahlreiche Schachtbeschichtungen ausgeführt haben. Nach Ablauf der Gewährleistungsfrist von fünf Jahren konnten im Zuge visueller Kontrollen keine Schäden festgestellt werden. Bis heute gibt es bei diesen Betreibern keinen Anlaß, die Funktionsfähigkeit der Beschichtung in Frage zu stellen. Eine objektive Überprüfung, wie z.B. eine Dichtheitsprüfung, wurde allerdings bisher nicht vorgenommen. |
Bilder oben: Beschichtungen aus mineralischem Mörtel in runden und eckigen Schächten |
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Vergleichbare empirische Erkenntnisse liegen einer Reihe von Netzbetreibern vor, allerdings bei einer geringen Anzahl von Schächten und über einen kürzeren Zeitraum. Durch zahlreiche Versuchsbaustellen wird derzeit bei den Netzbetreibern versucht, Erfahrungen mit dem Einsatz von Beschichtungen zur Schachtsanierung zu gewinnen. |
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Testphase häufig noch nicht abgeschlossen Mit steigender Tendenz läßt heute bereits ein Drittel der Netzbetreiber Schachtbeschichtungen ausführen. In den meisten Fällen waren es allerdings lediglich bis zu 15 Beschichtungen, die innerhalb der letzten zwei Jahre ausgeführt wurden. |
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Ursache für die geringe Anzahl der Maßnahmen ist nach Angaben der Netzbetreiber, daß man zunächst einen Eindruck über die Funktionsfähigkeit der Verfahren und die Eignung der eingesetzten Materialien gewinnen will. In der Regel wird der Erfolg der ausgeführten Sanierung mit Beschichtungsverfahren abgewartet, um auf dieser Basis die Investitionsentscheidung für weitere Maßnahmen zu treffen. | ![]() |
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Die Altersverteilung der ausgeführten Schachtbeschichtungen verdeutlicht die bestehende Situation. Etwa die Hälfte der ausgeführten Schachtbeschichtungen wurde erst in den zurückliegenden ein bis zwei Jahren ausgeführt. Damit die Netzbetreiber zukünftig mehr Sicherheit für ihre Investitionsentscheidungen gewinnen, sind objektive Kontrollen des Sanierungserfolges erforderlich. Aber gerade hier zeigt sich ein widersprüchliches Bild. Lediglich 10% der Netzbetreiber führen nach eigenen Angaben Dichtheitsprüfungen an Schachtbeschichtungen durch. Der weitaus größte Teil verzichtet dagegen vollständig auf eine Überprüfung.
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Wirtschaftlichkeit: Schächte beschichten oder erneuern? Für die Netzbetreiber wird die Gretchenfrage lauten: Schächte beschichten oder gleich ganz erneuern? Schachtbeschichtungen sind zwar billiger, aber sind sie auch die wirtschaftlichere Lösung? Die IKT-Umfrage zeigt, daß die meisten Netzbetreiber sich nicht in der Lage sehen, diese Fragen für sich zu beantworten. Sie sind sich sehr unsicher und halten sich mit ihren Investitionen derzeit zurück. Um diesen Investitionsstau aufzulösen, ist es erforderlich, die Funktionsfähigkeit, Dauerhaftigkeit und Dichtheit der Beschichtungsverfahren nicht nur durch einzelne Versuchsbaustellen, sondern durch systematische Untersuchungen objektiv nachzuweisen. Die Altersverteilung sowie die geringe Anzahl der bisher ausgeführten Schachtbeschichtungen zeigt, daß sich der Markt noch in einer Startphase befindet. Hinzu kommt, daß Netzbetreiber nur in wenigen Fällen eine Überprüfung des Sanierungserfolges mit Hilfe von Dichtheitsprüfungen vornehmen. Eine stichhaltige Begründung für oder gegen die Anwendung von Beschichtungsverfahren ist auf Basis des heutigen Wissens mit letzter Sicherheit noch nicht möglich. Hier ist noch erheblicher Forschungsbedarf gegeben... F�r weitere Informationen Herrn
Dipl.-Ing. Dieter
Homann |
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