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19.12.2001 |
Kanalreinigung: Hochdrucksp�l-Festigkeit von Kan�len und Leitungen Die Technik der Hochdrucksp�lung hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Allerdings hat das Wissen um die hydraulischen Vorg�nge, die sich beim L�sen der Sedimente durch den Hochdruck-Wasserstrahl abspielen, mit der Entwicklung der technischen Aggregate nicht Schritt gehalten. Die Grundlagen f�r einen wirtschaftlichen Einsatz von Personal, Maschinen und Energie m�ssen erst noch geschaffen werden. Dr.-Ing. Holger Krier von der Stadtentw�sserung Frankfurt/Main analysierte in einem vielbeachteten Beitrag auf der Tagung "Entwicklungen in der Kanalisationstechnik" am 4./5. September 2001 in K�ln, die das IKT � Institut f�r Unterirdische Infrastruktur mitveranstaltet hat, Stand und notwendige Weiterentwicklung der Hochdrucksp�l-Normung. An dieser Stelle wird dieser Vortrag � nicht zuletzt f�r diejenigen, die nicht in K�ln dabei sein konnten � ungek�rzt wiedergegeben: |
Hochdruckspülfestigkeit von Abwasserkanälen und -leitungen |
1 Einführung 2.1 Gesetze, Regelwerke, Normen 2.2 Hydraulik des Düsenstrahls 2.3 Fazit 3 Normung auf europäischer und auf deutscher Ebene 4 Inhalte der Norm zur Prüfung von Werkstoffen auf Hochdruckspülfestigkeit 5 Weiterer Ablauf des Normungsverfahrens 6 Ausblick 7 Literatur |
Die Hochdruckspülung hat sich in Deutschland aus tastenden Anfängen vor 40 Jahren [14] zu der am meisten verbreiteten Reinigungsmethode der Kanalreinigung entwickelt [12]. Etwa 90% der Gesamtreinigungsleistung werden in Deutschland mit diesem Verfahren erbracht [5]. Kanäle werden aus unterschiedlichen Gründen gereinigt [5, 20]:
Natürlich hat sich die Technik der Hochdruckspülung im Laufe der letzten vier Jahrzehnte weiter entwickelt: Spül- und Saugwagen, Pumpen, Schläuche, Düsenköpfe, Düseneinsätze und andere Komponenten wurden verbessert, die Wasseraufbereitung auf dem Wagen wurde eingeführt [18]. Allerdings hat das Wissen um die hydraulischen Vorgänge, die sich beim Lösen der Sedimente durch den Hochdruck-Wasserstrahl abspielen, mit der Entwicklung der technischen Aggregate nicht Schritt gehalten. Die Kanalarbeiter vor Ort wenden auch heute noch die gleichen Verfahren und Methoden an, die sich zu Beginn der Hochdruckspülung empirisch entwickelt haben. Zwar gibt es seit Jahren Kanalarbeiter-Fortbildungskurse, die dabei vermittelten Kenntnisse über die Verfahren der Hochdruckspülung vor Ort, wie z. B. anzuwendende Drücke, Durchflüsse und Düsenkonfigurationen zum Lösen unterschiedlicher Ablagerungsarten und -höhen bei Kanälen unterschiedlicher Durchmesser und Gefälle gründen allerdings sämtlich auf empirischen Grundlagen. Lediglich das Phänomen des Transports der gelösten Ablagerungen zum nächsten Schacht ist durch flussmorphologische Ansätze der Feststofftransporttheorie grundsätzlich gelöst [4, 7, 19, 20]. |
2.1 Gesetze, Regelwerke, Normen Weder in den gesetzlichen Grundlagen wie dem Wasserhaushaltsgesetz des Bundes oder den Wassergesetzen der Länder noch in den Eigenkontroll- und Überwachungsverordnungen finden sich Hinweise zur Verfahrensweise oder zur Technik der Hochdruckspülung. Eine Übersicht über die relevanten Inhalte in den Landeswassergesetzen sowie den Eigenkontroll- und Überwachungsverordnungen bietet [20]. Auch die einschlägigen ATV- und DIN EN - Richtlinien und -veröffentlichungen beschränken sich auf die Beschreibung der Rahmenbedingungen und Anforderungen für die Durchführung der Kanalreinigung [siehe 2, 3, 5, 6 und 13]. Das Gleiche gilt für die einschlägigen Unfallverhütungsvorschriften [z.B. 9, 10, 15] und die Dienstanweisungen vieler Kanalnetzbetreiber. Nur einzelne Grund legende Untersuchungen, z. B. von Brune [8] oder Steiner [24], beleuchten das Problem des Verhaltens von Abwasserkanälen bei der Reinigung mit Hochdruckspülung. Die Autoren geben als Belastungsparameter Drücke, Durchflüsse und Durchmesser der verwendeten Düseneinsätze an und beschreiben die Wirkungen zu hoher Belastungen anhand von sichtbaren Riefen, Abplatzungen und Löchern in den Kanalwänden unterschiedlicher Werkstoffe. Diese Belastungsparameter erlauben aber keine Rückschlüsse über die von den Spülstrahlen auf die Rohrwände tatsächlich eingetragenen Kräfte oder Drücke, da weder der Abstand der Düsen zur Rohrwand noch die Düsengeometrie gegeben wird, auf Grund derer diese erst berechnet werden könnten. Aus dem Europäischen Ausland sind zwei Regelwerke bekannt: Zum einen die Schweizer Norm SN 592 012 "Liegenschaftsentwässerung - Rohre, Formstücke, Verbindungen und andere Rohrleitungsteile � Bau-, Funktions- und Prüfnorm" [22]. Sie schreibt für die Rohre und Formteile der Liegenschaftsentwässerung bis DN 300 unter anderem die Untersuchung der Widerstandsfähigkeit gegen "Rohrreinigungsgeräte" vor. Die Untersuchung wird mit 100 bar an einem ca. 6 m langen Rohrstrang DN 100 mit zwei 90�-Bögen durchgeführt, siehe Abb. 1. Die Prüfdüse und der Ablauf des Prüfverfahrens sind detailliert festgelegt. Die Prüfbedingungen zeigt Tabelle 1. |
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Anforderung |
Spezifikation |
Schlauchdurchmesser innen |
16 ± 1mm |
Schlauchdurchmesser außen |
35 + 0/-1 mm |
Düsentyp |
Rückstrahldüse mit 45 � Strahlwinkel ohne Vorstrahl, keine scharfen Kanten |
Düsendurchmesser |
40 ± 1 mm |
Länge der Düse mit Schlauchnippel (steife Länge) |
128 ± 1 mm |
Tabelle 1: Prüfbedingungen nach Schweizer Norm [22]
Die konkretesten Anforderungen an die Kanalreinigung enthält die Veröffentlichung des Water Research Center, England "Sewer Jetting � Code of Practice" aus 1997 [27]. Diese Abhandlung ist keine britische Norm, sie wird aber von vielen Kanalnetzbetreibern in Großbritannien als Standardwerk für die Kanalreinigung angesehen und angewandt. Die Empfehlungen darin gelten für die Grundreinigung und für das Lösen von Verstopfungen in Abwasserkanälen und -leitungen, allerdings nicht für sanierte Strecken. Der Sewer Jetting Code enthält Angaben zur Qualifikation des Personals, zur detaillierten Dokumentation der zu reinigenden Kanalstrecken hinsichtlich Werkstoff und baulichem Zustand sowie allgemeine Empfehlungen, z.B. sollten abgenutzte Düsen ersetzt werden, um eine dauerhaft hohe Reinigungsleistung zu erreichen. Vor allem gibt der Sewer Jetting Code aber ein Ablaufdiagramm über eine empfohlene Vorgehensweise, die in Abhängigkeit von der gewählten Reinigungsdüse, vom Kanalwerkstoff und dessen baulichen Zustand maximale anwendbare Drücke empfiehlt, siehe Abbildung 2. Herausragendes Ergebnis des Sewer Jetting Code sind allerdings zwei Tabellen, die zum einen für Kanäle in gutem baulichen Zustand in Abhängigkeit vom Werkstoff und zum anderen für baulich mangelhafte Kanäle maximale Pumpendrücke empfehlen, siehe Tabellen 2 und 3. Diese spektakulären Empfehlungen haben in der Fachwelt für großen Wirbel gesorgt, aber sie sind vor dem Hintergrund der in Großbritannien üblichen Reinigungsstrategie zu bewerten: Es geht hier nicht um Betriebsdrücke für eine bedarfsgerechte Reinigung von Kanälen, sondern um maximale Drücke, die bei den einzelnen Materialien im Falle eines "Deblocking" nicht überschritten werden dürfen, damit die Kanalwand nicht übermäßig geschädigt wird. Dahinter steht die im angelsächsischen Raum weit verbreitete, so genannte "Feuerwehrstrategie": Kanäle werden nicht bedarfsgerecht oder routinemäßig gereinigt, sondern man greift erst dann ein, wenn der Kanal verstopft ist. Dem entsprechend sind dafür höhere Drücke erforderlich als für die in Deutschland übliche bedarfsgerechte Reinigung beim Erreichen einer bestimmten Ablagerungshöhe. Dennoch geben die empfohlenen Maximaldrücke einen Anhalt über die Belastbarkeit der einzelnen Kanalwerkstoffe, zumindest in Relation zu einander. |
Werkstoff |
Maximaler Pumpendruck in bar |
Asbestzement |
340 |
Mauerwerk |
100 |
Ton |
340 |
Beton |
340 |
GFK |
100 |
Kunststoff (PE, PP & PVC) |
180 |
Tabelle 2: Maximal empfohlener Pumpendruck für Kanäle in gutem baulichen Zustand [27]
Zustandsklasse |
Beispiele typischer Schäden |
Maximaler Pumpendruck in bar |
1 |
Keine Schäden |
siehe Tabelle 2 |
2 |
Kleine Risse oder Mörtelverluste in Mauerwerkskanälen |
siehe Tabelle 2 |
3 |
Brüche, geringe Deformation, Steine verschoben |
130, in Strecken mit Mauerwerkskanälen oder bei GFK: 100 |
4 |
starke Deformationen, multiple Brüche, fehlende Steine |
80 |
5 |
Einbruch, große Gebiete mit fehlendem Mauerwerk, Sohle fehlt |
80 |
Tabelle 3: Maximal empfohlener Pumpendruck für Kanäle in schlechtem baulichen Zustand [27]
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Die Versuche wurden mit einer Einzeldüse durchgeführt, deren Strahl wahlweise unter 30� oder 45� gegen die Rohrwand gerichtet war, siehe Abbildung 3 [12]. Der Pumpendruck wurde, beginnend mit 0 bar, um jeweils 1 bar gesteigert und dann 120 s gehalten. Jede Druckstufe wurde auf einem neuen Rohrsegment aufgebracht. Nach jeder Druckstufe wurde die Rohrwand auf Schäden untersucht. Wurde eine Druckstufe als "Schadensdruck" identifiziert, wurde der Druck um 1 bar reduziert, und dann wurde der Test, beginnend mit dem reduzierten Druck, fünf Mal wiederholt, um das Limit zu bestätigen. | ||
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Als Schaden wurde in [11] definiert:
2.2 Hydraulik des Düsenstrahls Hervorzuheben ist allerdings, dass die Empfehlungen von maximalen Pumpendrücken beim Sewer Jetting Code die ersten sind, die auf Versuchen zur maximalen Werkstoffbelastung gründen, bei denen nicht nur Druck und Durchfluss als Belastungsparameter angewendet wurden. In einer Begleitveröffentlichung [11] wird vielmehr hydraulisch analysiert, welche Kräfte F bzw. Drücke P von den Wasserstrahlen auf die Rohrwände ausgeübt werden: |
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(1) |
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Neben dem Pumpendruck sind demnach Strahlwinkel und Abstand entscheidend für die Wandbelastung. Je kleiner der Strahlwinkel, um so geringer werden die Drücke wegen der Strahldissipation auf der größeren Wirkfläche. Die größte Wirkung ergibt sich bei 90�, eine sehr viel kleinere bei den üblicherweise verwendeten Strahlwinkeln von £ 30�. Entscheidend für die Effektivität einer Düse, d. h. für einen möglichst großen Durchfluss bei gegebenem Pumpendruck, ist ihre innere Geometrie. Hydraulisch kann man die Effektivität mit dem so genannten cd-Wert beschreiben: |
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(3) |
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Nach HOWE [17] ist der cd-Wert abhängig von Durchfluss, Druck und Düsendurchmesser: |
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(4) |
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Damit lässt sich die Spülstrahl-Leistung J/N bestimmen zu: |
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(5) |
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Oder, bezogen auf ein Wandsegment, ausgedrückt als Spülstrahl-Leistungsdichte j/n in Abhängigkeit vom Strahlwinkel: |
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(6) | |
Die Formeln (5) und (6) gelten für kleine Abstände zwischen Düsenaustritt und Rohrwand, wie sie bei der Hochdruckspülung üblich sind, wenn der Düsenkörper auf der Sohle aufliegt. Mit diesen beiden Gleichungen sind die hydraulischen Voraussetzungen geschaffen für die Definition von Anforderungen an Kanalwerkstoffe aus Belastungen aus der Hochdruckspülung. | ||
Die Kanalreinigung mit Hochdruckspülung ist nicht genormt. Zwar gibt es auf gesetzlicher Ebene und in einschlägigen nationalen Regelwerken eine Fülle von empirisch gewonnenen allgemeinen Hinweisen und experimentell untermauerten speziellen Empfehlungen zum Vorgehen bei der Hochdruckspülung und sogar zu Werkstoff abhängigen Maximaldrücken, aber bislang fehlt noch immer eine Grund legende normative Behandlung. Insbesonders fehlen:
In Ermangelung allgemein gültiger Regelungen wird vor Ort empirisch gearbeitet: Druck, Durchfluss, Düsenkopf, Anzahl, Durchmesser und Form der Düseneinsätze und Abstrahlwinkel werden je nach Reinigungszweck, Ablagerungshöhe sowie Alter und Art des Rohrmaterials gewählt, ohne genau zu wissen, welche Strahlenergie damit auf die Ablagerungen und die Rohrwand aufgebracht wird. Bei den Netzbetreibern herrschen - durch die eigene Erfahrung geprägt - unterschiedliche Philosophien, wie die Ablagerungen entfernt werden können. Letztlich ist eine Vielzahl unterschiedlicher Reinigungsdüsen auf dem Markt, deren hydraulische Leistungsfähigkeiten zwar verbal beschrieben, aber bisher weder analytisch noch experimentell nachgewiesen und veröffentlicht sind. Es besteht also die Notwendigkeit, das verstreut vorhandene Wissen zusammen zu fassen und zu erweitern [24] und der Fachwelt zur Anwendung an die Hand zu geben, sprich: die Hochdruckspülung zu normen. Die einschlägigen Fachleute erkannten einen Regelungsbedarf auf 2 Ebenen:
Beide hängen eng zusammen, denn neben der Kenntnis der möglichen Maximalbelastungen für die unterschiedlichen Werkstoffe muss bekannt sein, welche Energien mit den Hochdruckstrahlen aufgebracht werden müssen, um die unterschiedlichen Ablagerungen wie z. B. Schlamm, Sand oder Kies zu lösen. Hier ist Grundlagenforschung vonnöten. Nur mit diesem Wissen wird es möglich sein, die Hochdruckspülung mit den geringst nötigen Einstellungen von Druck und Durchfluss sowie mit den an die Aufgabe angepassten Düsenkonfigurationen wirtschaftlich und Material schonend zu betreiben. Letztlich lassen sich damit bei den Kanalnetzbetreibern durch einen effektiven Einsatz der Hochdruckspülung unnötige Aufwendungen für Personal, Wasser und Energie sparen. 3 Normung auf europäischer und auf deutscher Ebene Erste Schritte zur Entwicklung einer Norm zur Hochdruckspülung wurden bereits im Jahr 1996 unternommen. Offensichtlich angeregt durch die Erfahrungen der Kanalnetzbetreiber und Reinigungsfirmen, dass man nicht nur schadhafte, sondern auch Kanäle aus "schlechten Zeiten" wie z. B. unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg (und sicherlich auch Kanäle in gutem baulichen Zustand, siehe [8, 24]) auch "kaputt spülen" kann, kam eine Initiative aus der Working Group (WG) 2 (Steinzeug) des CEN/TC 165 "Abwassertechnik", eine europäische Norm für die Prüfung der Widerstandsfähigkeit von Rohrwerkstoffen gegen die Belastungen aus der Hochdruckspülung zu entwickeln. Parallel dazu hat sich auch der Arbeits-Ausschuss (AA) V 9 � "Allgemeine Anforderungen an Rohre für Abwasserkanäle und -leitungen" � des DIN Normenausschusses Wasser (NAW) mit diesem Thema beschäftigt. Er hat die Notwendigkeit einer solchen Norm bestätigt und daraufhin 1997 einen Arbeitskreis gebildet, der eigene Erkenntnisse sammeln und einen gemeinsamen Standpunkt aus deutscher Sicht zu der geplanten europäischen Norm entwickeln sollte. Der Arbeitskreis hat seine Anforderungen � aufbauend auf den Erfahrungen der von Brune [8] und Steiner [24] beschriebenen Versuche und dem so genannten Hamburger Verfahren entwickelt. Mittlerweile hat das CEN/TC 165 auf Vorschlag seiner WG 2 auf seiner Sitzung am 08.11.1999 beschlossen, zwei europäische Normen zur Hochdruckspülung zu erarbeiten, nämlich:
Im Folgenden soll über die Arbeit an der Prüfungsnorm berichtet werden. Der AA V 9 des DIN NAW hat auf eine CEN-Umfrage zu einem ersten Entwurf der von der WG 2 erarbeiteten europäischen Norm [12], deren Prüfvorrichtung sich eng an die in England entwickelte [11] anlehnt, Anfang des Jahres 2000 der Weiterarbeit an dieser Norm unter den folgenden Bedingungen zugestimmt:
Die WG 1 wiederum hat diese Aufgabe an die so genannte Task Group 5 "Jetting" (TG 5) delegiert, in der Vertreter aller europäischen Normungsinstitutionen mitarbeiten. Sowohl Hersteller als auch Anwender sind in der TG 5 vertreten. Die Abstimmung zwischen den beiden Normungsgruppen ist durch gegenseitige Repräsentanz gegeben. Das CEN/TC 165 hat den beiden Gruppen für die Vorlage eines Normentwurfes nur Zeit bis Juni 2001 gegeben. 4 Inhalte der Norm zur Prüfung von Werkstoffen auf Hochdruckspülfestigkeit Die TG 5 hat von April 2000 bis April 2001 vier Mal getagt. Alle Vertreter der nationalen Normungsorganisationen haben sich für die Erarbeitung der Norm ausgesprochen und zwar in paralleler Arbeit zur WG 22. Trotz einer Gemengelage von unterschiedlichen Interessen wurde einvernehmlich ein Normentwurf erarbeitet. Seine wesentlichen Inhalte sind:
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5 Weiterer Ablauf des Normungsverfahrens Die TG 5 hat ihren Normentwurf im April 2001 an das TC 165 mit der Bitte geleitet, eine TC-interne Umfrage bis Dezember 2001 einzuleiten. Das TC 165 hat dem zugestimmt, übrigens auch für die etwa gleichzeitig eingereichte Verfahrensnorm. Parallel dazu hat der NAW V 9 im Mai 2001 beschlossen, den Normentwurf als deutsche Vornorm DIN V 19517: Prüfverfahren zur Ermittlung der Hochdruckspülfestigkeit von Rohren für Abwasserkanäle und �leitungen, Stand August 2001, [26] zu veröffentlichen. Bei der Veröffentlichung haben Fachkollegen aus Österreich und der Schweiz mitgewirkt. Mit der Vornorm soll der deutschen Fachöffentlichkeit von dem Normungsvorhaben möglichst früh Kenntnis und Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden. Der NAW V 9 wird die Ergebnisse der deutschen Stellungnahmen bewerten und sie in die Auswertung der TC-internen Umfrage einspeisen, die die TG 5 im Februar 2002 vornehmen wird. Bei positiver Resonanz wird die TG 5 dem TC 165 empfehlen, das europäische Normungsverfahren fortzusetzen. Die Entwicklung einer europäischen Norm zu Prüfverfahren zur Ermittlung der Hochdruckspülfestigkeit von Rohren für Abwasserkanäle und -leitungen ist ein notwendiges Unterfangen und mag sogar in überschaubarer Zeit zum Abschluss gebracht werden. Solange aber nicht klar ist, welche Spülstrahlenergien tatsächlich aufgebracht werden müssen, um die Ablagerungen von Schlamm, Sand und Kies zu lösen, "hängt" diese Norm so zu sagen in der Luft, weil ihr der Bezug zu den Spülungsanforderungen in der Praxis fehlt. Erst wenn diese bekannt sind, können die im Sewer Jetting Code und wohl bald auch in den einschlägigen Produktnormen veröffentlichten Werkstoff-Belastungsgrenzen in Bezug gesetzt werden zu den tatsächlich erforderlichen Belastungen bei der bedarfsgerechten Hochdruckspülung. Und erst dann sind die Grundlagen geschaffen für einen wirtschaftlichen Einsatz von Personal, Maschinen und Energie bei der Hochdruckspülung. |
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[1] Abwassertechnische Vereinigung (ATV): Arbeitsblatt A 140 Regeln für den Kanalbetrieb, Teil 1: Kanalnetz. Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e. V., St. Augustin, März 1990 [2] Abwassertechnische Vereinigung (ATV): Arbeitsblatt A 147 Betriebsaufwand für die Kanalisation, Teil 1: Betriebsaufgaben und Intervalle. Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e. V., St. Augustin, Mai 1993 [3] Abwassertechnische Vereinigung (ATV): Arbeitsblatt A 147 Betriebsaufwand für die Kanalisation, Teil 2: Personal-, Fahrzeug- und Gerätebedarf. Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik e. V., St. Augustin, März 1995 [4] Artières, O.: Bildung und Remobilisierung von Ablagerungen in Mischkanalisationen. Korrespondenz Abwasser 35, Heft 10, Okt. 1988 [5] ATV-Arbeitsgruppe 1.7.3 "Regeln für den Kanalbetrieb": Kanalreinigung mit dem Hochdruckspülverfahren. Arbeitsbericht, Korrespondenz Abwasser 44, Heft 4, April 1997 [6] ATV-Arbeitsgruppe 1.7.3 "Regeln für den Kanalbetrieb": Ausschreibung von Reinigungsleistungen mit dem Hochdruckspülverfahren. Arbeitsbericht, Korrespondenz Abwasser 46, Heft 6, Juni 1999 [7] Brombach, H., Michelbach, S. und Wöhrle, C.: Feststoffe in der Mischwasserkanalisation. Korrespondenz Abwasser 40, Heft 12, Dez. 1993 [8] Brune, P.: Verhalten von Tonerdezementmörtelauskleidungen in Rohren aus duktilem Gußeisen bei der Beanspruchung mit Hochdruckreinigungsgeräten. FGR 25 Gußrohrtechnik, Fachgemeinschaft Gußeiserne Rohre, Köln 1990 [9] Bundesverband der der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand (Hrsg.): Unfallverhütungsvorschrift Arbeiten mit Flüssigkeitsstrahlern (GUV 3.9), München 1993 [10] Bundesverband der der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand (Hrsg.): Sicherheitsregeln für Arbeiten in umschlossenen Räumen von abwassertechnischen Anlagen (GUV 17.6), München 1996 [11] Cant., J. and Trew, J.: High-Pressure Water Jetting: Avoiding Damage to Sewers. Journal of CIWEM 12, August 1998 [12] Comité Européen de Normalisation (CEN): European Standard for determination of the Jetting Resistance of Drain and Sewer Pipes � Requirements and test methods (Draft). Brüssel, März 1999 [13] DIN EN 752 Teil 7: Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden � Betrieb und Unterhalt. Deutsche Fassung, April 1998 [14] Frechen, B.: 40 Jahre Hochdruckspültechnik. Verband der Rohr- und Kanalreiniger, VDRK Verbands Info, Kronberg (Ts), Okt. 1999 [15] Gemeinde-Unfallversicherungsverband (Hrsg.): Unfallverhütungsvorschrift Abwassertechnische Anlagen (GUV 7.4), 1994 [16] Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts (Wasserhaushaltsgesetz � WHG). In der Fassung vom 12.11.1996, BGBl. I S. 1695 [17] Howe, H.: Widerstand gegen Hochdruckspülung - Grundprinzipien. Mündlicher Vortag auf der Sitzung des Normenausschusses DIN NAW V 9, Berlin, Nov. 1999 [18] Lenz, J. und Wielenberg, M.: Sedimentation in Abwasserkanälen und Kanalreinigung. 3R International 36, Heft 9, Sept. 1997 [19] Macke, E.: Über den Feststofftransport bei niedrigen Konzentrationen in teilgefüllten Rohrleitungen. Mitteilungen des Leichtweiß-Instituts für Wasserbau der Technischen Universität Braunschweig, Heft 76, Braunschweig 1982 [20] Sander, T.: Zur Dimensionierung von ablagerungsfreien Abwasserkanälen unter besonderer Berücksichtigung von neuen Erkenntnissen zum Sedimentationsverhalten. Korrespondenz Abwasser 41, Heft 11, Nov. 1994 [21] Schlüter, M.: Empfehlungen für die Kanalreinigung. Vortragsmanuskript zum Seminar "Anforderungen an den Betrieb von Kanalisationsnetzen", Bildungszentrum für die Enrsorgungs- und Wasserwirtschaft GmbH (BEW), Essen, 25.08.1999 [22] Schweizerische Normenvereinigung SNV: Liegenschaftsentwässerung � Rohre, Formstücke, Verbindungen und andere Rohrleitungsteile, Bau-, Funktions- und Prüfnorm. SN 592 012, Zürich 1994 [23] Stein, D.: Instandhaltung von Kanalisationen. 3. Auflage, Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1999 [24] Steiner, H. R.: Verhalten von Abwasserkanälen bei der Reinigung mit Hochdruckspülung. Korrespondenz Abwasser 39, Heft 2 1992 [25] Störner, S.: Richtlinien für die Kanalreinigung. Korrespondenz Abwasser, 43, Gesellschaft zur Förderung der Abwassertechnik, St. Augustin 1996 [26] Vornorm DIN V 19517: Verfahren zur Ermittlung der Hochdruckspülfestigkeit von Rohren für Abwasserleitungen und -kanäle, August 2001 [27] Water Research Center: Sewer Jetting - Code of Practice, 1st edition, WRC Publication, Swindon, UK 1997 |
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