IKT-eNewsletter Juli 2009 | |
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Kurzliner & Co.: Besser als ihr Ruf |
Im j�ngsten IKT-Warentest schlie�en Reparaturverfahren f�r Abwasserleitungen �berraschend gut ab. Allgemein genie�t die partielle Kanalsanierung einen bestenfalls zweifelhaften Ruf. Die Verfahren gelten als st�ranf�llig im Betrieb und als nicht besonders langlebig. Der j�ngste IKT-Warentest kommt hingegen zu einem positiveren Ergebnis. |
Reparaturverfahren werden in Deutschland sehr h�ufig eingesetzt und zwar dann, wenn es darum geht, punktuelle Leitungssch�den zu beheben. Dann werden sie den beiden alternativen Sanierungsverfahren, der kompletten Erneuerung und der haltungsweisen Renovierung aus Kostengr�nden vorgezogen. Bundesweit werden rund 25% der Kanalsch�den mit Reparaturverfahren saniert (Renovierung: 26%, Erneuerung: 49%, DWA-Umfrage 2004). |
Reparaturverfahren im Test Grund genug f�r das IKT, zw�lf aktuelle Reparaturverfahren vergleichend zu testen. Die getesteten Verfahren unterteilen sich in drei Gruppen: 1. Injektions- und Spachtel-/Verpressverfahren
2. Kurzliner
3. Innenmanschetten
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Auftraggeber und Lenkungskreis Finanziert wurde dieser Warentest durch die Umweltministerien der L�nder Baden-W�rttemberg und Nordrhein-Westfalen sowie 24 kommunale Kanalnetzbetreiber. Vor allem letztere ben�tigen eine neutrale und unabh�ngige Beurteilung der Verfahren, um k�nftig ihre Kaufentscheidungen besser treffen zu k�nnen. Die 24 Kommunen bildeten einen Lenkungskreis, der insgesamt elf Mal tagte und alle zentralen Entscheidungen traf. So legt er fest, welche Verfahren getestet werden, wie das Untersuchungsprogramm aussieht und welche Pr�fkriterien zugrunde gelegt werden. Schlie�lich befindet er auch �ber die abschlie�ende Notenvergabe. |
Testprogramm Zentrale Elemente des Testprogramms sind die Qualit�tssicherung der Verfahrensanbieter und die Systempr�fungen. Zum Punkt Qualit�tssicherung werden Handb�cher, Schulungsma�nahmen, Fremd�berwachung, Umweltvertr�glichkeitszeugnisse und DIBt-Zulassungen erfasst und bewertet. F�r die Systempr�fungen wurden in der IKT-Versuchshalle f�r jedes Verfahren f�nf Teststrecken aus Beton und Steinzeug mit Nennweiten von DN 200 bis DN 600 aufgebaut. Typische Schadensbilder wie Quer- und L�ngsrisse, Ausbr�che, Scherbenbildung, Muffenversatz und undichte Rohrverbindungen wurden in die Leitungen eingearbeitet. Alle Testteilnehmer erhielten exakt die gleichen Schadensbilder und wurden aufgefordert, diese zu reparieren. Das Sanierungsziel lautete Dichtheit und Funktionsf�higkeit. Wie dies zu erreichen ist, wurde jedem Teilnehmer selbst �berlassen, d.h. er war f�r Planung, Konzeption, Vorbehandlung, Reparatur und Nachbearbeitung allein verantwortlich. Als Vorgabe wurde lediglich festgelegt, dass die Reparaturen grabenlos erfolgen. Ein Zeitlimit gab es hingegen nicht. Um die betrieblichen Belastungen von 15 Jahren zu simulieren, wurde nach Abschlu� der Arbeiten eine Hochdruckreinigung mit 15 Sp�ldurchg�ngen je Reparaturstelle durchgef�hrt. Bei der anschlie�enden Begutachtung waren bei vielen Reparaturstellen leichte bis deutliche Spuren der Reinigung erkennbar. |
Funktionsf�higkeit Bei den Kurzlinern war im Regelfall die Oberfl�che, zumindest im Sohlbereich, leicht angerauht. In Einzelf�llen lagen auch Glasfasern frei oder es waren Materialabl�sungen und Risse entstanden. Ebenfalls wurden an einzelnen Kurzlinern Ringspalte oder Kanten in den Randbereichen gemessen. In der Gruppe der Injektions- und Spachtel-/Verpressverfahren waren bei der Jan�en Riss- und Scherbensanierung sowie dem KASRO 2 Komponenten-Verpresssystem teilweise Materialabl�sungen entstanden. Zwar sind diese Materialabl�sungen i.d.R. f�r die Dichtwirkung der Reparatur unbedenklich und lassen sich entfernen, jedoch k�nnen sie Abflusshindernisse bilden. Beim KA-TE PMO Verfahren, bei dem i.d.R. nur die Schadstellen mit Harz verf�llt werden, waren nur an wenigen Stellen kleine Kanten an den R�ndern der Harzk�rper entstanden. An der Stuttgarter H�lse, bei der nach Herstellerangaben ein falsches Schlossraster zu einer mangelhaften Verspannung der Manschette gef�hrt hatte, wurden z.T. erhebliche Sp�lsch�den in Form von Einbeulungen festgestellt. Zus�tzlich hatten sich durch die Harzreste an einigen Manschetten teils deutliche Kanten gebildet. Die in zwei Ausf�hrungs-Varianten getestete Quick-Lock-Manschette lieferte unterschiedliche Ergebnisse: Bei dem zuerst getesteten Modell ohne Aufb�rdelung wurden nach der HD-Sp�lung an einigen Manschetten defekte Zahnleisten des Schlossrasters festgestellt. Dies f�hrte zu einer nachlassenden Verspannung der Manschette mit entsprechender Verringerung des Innendurchmessers und Undich-tigkeiten. Die nachfolgend getestete Manschette mit einseitiger Aufb�rdelung wies derartige Sch�den nicht auf. Bei beiden Varianten k�nnen im �berlappungsbereich des Bleches je nach Spaltbildung Kanten von einigen Millimetern entstehen. |
Dichtheitspr�fungen S�mtliche Reparaturstellen wurden vor und nach der Hochdruckreinigung mit Wasserinnendruck auf Dichtheit gepr�ft. Es wurde mit sechs aufsteigenden Druckstufen zwischen 0,05 bar und 0,5 bar und Pr�fzeiten zwischen 15 und 30 Min. gepr�ft. In der Gruppe der Injektions- und Spachtel-/Verpressverfahren waren bei der �Jan�en Riss- und Scherbensanierung� und dem KA-TE PMO-Verfahren alle bewertungsrelevanten Reparaturstellen bis mindestens 0,1 bar dicht. Bei der h�chsten Druckstufe waren dann noch sechs von zw�lf Reparaturstellen (Jan�en Riss- und Scherbensanierung) bzw. 12 von 15 (KA-TE PMO � Verfahren) dicht. Beim KASRO 2 Komponenten-Verpresssystem hingegen waren acht von zw�lf Sanierungsk�rpern bei keiner Druckstufe dicht. Hier waren bei der Sanierung Schwierigkeiten beim Verpressvorgang aufgetreten, sodass einige Schadstellen nicht vollst�ndig mit dem Sanierungsharz verf�llt worden waren. Auch in der Gruppe der Kurzliner waren die Ergebnisse der Dichtheitspr�fung sehr unter-schiedlich. Der 3P-Plus-Kurzliner und der KM-Kurzliner liegen mit einer Dichtheits-Quote von 11/12 bzw. 9/11 Reparaturstellen deutlich �ber dem Durchschnitt. Der Kurzliner �Konodur Sewer Repair Kit (VP)�, bei dem Schwachstellen innerhalb des GFK-Laminats zu Undichtigkeiten f�hrten, bestand nur in zwei von zw�lf F�llen die Dichtheitspr�fung bis zur h�chsten Druckstufe. Die weiteren drei getesteten Kurzlinerverfahren liegen im Mittelfeld. �hnlich weit liegen die Pr�fergebnisse der drei gepr�ften Innenmanschetten auseinander: Bei der Stuttgarter H�lse, f�r die laut Herstellerangaben irrt�mlich ein falsches Schlossraster-Ma� verwendet worden war, waren 13 von 15 sanierte Sch�den in allen Druckstufen undicht. Dagegen wurde bei der Quick-Lock-Manschette mit einseitiger Aufb�rdelung die Dichtheit an neun von zw�lf Reparaturstellen bis einschlie�lich 0,5 bar und an einer bis 0,1 bar nachgewiesen. Bei der Quick-Lock-Manschette ohne Aufb�rdelung waren nach der Hochdrucksp�lung f�nf von zw�lf Reparaturstellen bei Druckstufen zwischen 0,05 bar und 0,5 bar dicht. |
Testergebnisse Insgesamt zeigt sich, dass eine erfolgreiche Kanalsanierung mit Reparaturverfahren grunds�tzlich m�glich ist. Jedoch sind deutliche Qualit�tsunterschiede erkennbar. So reichen die Noten in jeder Verfahrensgruppe von �Gut� bis �Ausreichend�. Bewertet wurden die Systempr�fungen in den IKT-Teststrecken (Gewichtung 85 %) sowie die Qualit�tssicherung der Verfahrensanbieter (Gewichtung 15 %). Das beste Ergebnis in der Gruppe der Injektions- und Spachtel-/Verpressverfahren und zugleich das beste Ergebnis im gesamten Test erzielt das KA-TE PMO Verfahren mit der Note �Gut� (1,6), gefolgt von der Jan�en Riss- und Scherbensanierung mit der Note �Gut� (2,3). Das neu entwickelte KASRO 2 Komponenten-Verpresssystem weist noch deutlichen Optimierungsbedarf auf und erh�lt nur ein �Ausreichend� (4,0). In der Gruppe der Kurzliner liegen der KM-Kurzliner und der 3P-Plus-Kurzliner mit jeweils der Note �Gut� (2,2) an der Spitze. Im Mittelfeld liegen mit einem �befriedigenden� Pr�fergebnis der K-Liner (Note 2,8), der ALOCIT Kurzliner (Note 2,9) und der Point-Liner� (Note 3,1). Der Kurzliner Konudur Sewer Repair Kit (VP) konnte als Neuentwicklung mit deutlichem Optimierungsbedarf nur ein �Ausreichend� (4,2) erzielen. Eine �hnliche Notenspanne zeigt sich bei den Innenmanschetten: Ein �Gutes� Pr�fergebnis liefert die modifizierte Quick-Lock-Manschette mit einseitiger Aufb�rdelung (2,2), w�hrend die zuvor getestete Quick-Lock-Manschette ohne Aufb�rdelung mit �Befriedigend� (3,1) benotet wird. Deutliche Schw�chen zeigt die Stuttgarter H�lse (Note 4,3), die in der jetzigen Form nicht mehr f�r Abwasserkan�le angeboten, sondern lt. Hersteller jetzt in Kombination mit einem Kurzliner eingesetzt wird. Insgesamt zeigen alle Verfahren unterschiedliche St�rken und Schw�chen. Die drei Verfahren, die nur mit �Ausreichend� bewertet wurden, sind in dem hier gepr�ften Entwicklungsstand kaum f�r den Praxiseinsatz zu empfehlen. Allerdings haben die Hersteller der drei Verfahren bereits auf die Testergebnisse reagiert, sodass Weiterentwicklungen eingeleitet wurden und die Verfahren nicht mehr in der getesteten Form angeboten werden. |
Kreislauf der Produktverbesserung angesto�en Ziel des IKT-Warentests ist es, die Qualit�t der Reparatur-Verfahren vergleichend zu bewerten, Verbesserungspotenziale aufzuzeigen und gleichzeitig einen entsprechenden Marktdruck aufzubauen, damit diese Potenziale von den Anbietern genutzt werden. Der Kanalnetzbetreiber als Kunde gibt vor, welche Qualit�tsanforderungen an die Produkte gestellt werden und wie die Produkte vor diesem Hintergrund zu bewerten sind. Vier der zw�lf getesteten Verfahren wurden aufgrund der Pr�fergebnisse im Test bereits vom Markt zur�ckgezogen bzw. durch ein modifiziertes System abgel�st oder es wurde von einer bevorstehenden Markteinf�hrung abgesehen. Bei zwei der Verfahren wird bereits eine Alternative auf dem Markt angeboten, die zwei weiteren Verfahren werden derzeit verbessert. Die einzelnen Testergebnisse sind in der Bewertungstabelle zusamengefasst. Der ausf�hrliche Testbericht steht zum kostenlosen Download im Internet bereit: |
Dipl.-Ing. Kathrin Harting |
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